Z Gastroenterol 2014; 52 - K12
DOI: 10.1055/s-0034-1386678

Entdecken wir die Hepatozellulären Karzinome rechtzeitig? Wie gut ist das bisherige Screening?

SA Schmid 1, M Hager 1, P Wiggermann 2, HJ Schlitt 3, B Salzberger 1, GI Kirchner 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I
  • 2Institut für Röntgendiagnostik
  • 3Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg

Hintergrund und Ziele: Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist der fünfthäufigste Tumor weltweit. Eine frühzeitige Diagnosestellung ist für die Prognose wichtig. Gemäß den Leitlinien soll bei Patienten (Pat.) mit einer Leberzirrhose alle 6 Monate eine Abdomen-Sonografie erfolgen. Trotzdem werden viele HCCs zu spät entdeckt. In unserer Studie haben wir untersucht, was zur Diagnosestellung des HCC geführt hat.

Patienten und Methoden: Retrospektiv wurden Daten von 308 Pat. (267 m/43w; Alter bei Erstdiagnose: 64± 10J.) mit gesichertem HCC analysiert, welche zwischen 1991 und 2011 am Uniklinikum Regensburg hospitalisiert waren. Ausgewertet wurde, durch welche Erstsymptome oder Befunde es zum initialen Verdacht auf ein HCC kam. Konsekutiv erfolgte die Analyse von weiteren klinischen Daten wie Überleben und Tumorstadium.

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass lediglich 21% (64/308) der HCC-Erkrankungen durch das aktuelle Screening erkannt wurden. Am häufigsten wurde das HCC im Rahmen einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes bzw. einer Dekompensation der Leberzirrhose erkannt (44%; 136/308). Als Zufallsbefund wurde es in 21% (66/308) der Patienten entdeckt. Bei nur 2,3% (7/308) der Pat. erfolgte die Diagnosestellung nach einer Lebertransplantation im Explantat und bei 0,9% (3/308) durch extrahepatische Tumormanifestationen. Bei 10% der Pat. blieb die Art der Erstdiagnosestellung unklar. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Median 12 Monate. Bei 54% (166/308) der Pat. war bereits vor Diagnosestellung des HCCs eine Leberzirrhose bekannt. Pat., bei denen das HCC zufällig diagnostiziert wurde, hatten ein signifikant längeres Überleben als Pat. mit AZ-Verschlechterung (24 vs. 9 Mon.; p < 0,01) und auch als Pat. mit Erstdiagnose im Rahmen des aktuellen Screenings (24 vs. 11 Mon.; p < 0,01). Ferner zeigten Pat. mit zufällig diagnostiziertem HCC einen signifikant niedrigeren CLIP-Score (im Median 1; p < 0,01) als bei Pat. bei denen das HCC im Rahmen eines Screenings (CLIP-Score im Median 2) oder bei AZ-Verschlechterung (CLIP-Score im Median 3) erkannt wurde.

Schlussfolgerung: Patienten, bei denen das HCC als Zufallsbefund erkannt wurde, hatten die beste Prognose. Die Überlebenszeit dieser Patienten war mehr als doppelt so lang wie bei Patienten mit Erstdiagnose im Rahmen des aktuellen Screenings.