Zusammenfassung
Der Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik – die Psychiatrie-Enquete
– ist 40 Jahre nach ihrer Fertigstellung ein historisches Dokument. Anlass für den
Expertenbericht waren die beklagenswerten Behandlungs- und Lebensbedingungen in den
damaligen psychiatrischen Anstalten. Erstes Ziel der Enquete war deshalb die Gewährleistung
menschenwürdiger Verhältnisse und die strukturelle Neugestaltung der psychiatrischen
Krankenversorgung. Dabei sollte der Übergang von der „Versorgungsmonokultur“ der psychiatrischen
Großkrankenhäuser zu einem dezentralisierten Versorgungssystem aus vielfältigen stationären
und ambulanten Diensten gebahnt werden – wie psychiatrischen Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern,
Tageskliniken, sozialpsychiatrischen Diensten. Dieses Ziel wurde weitgehend erreicht.
Die verbreitete Hoffnung, dass sich gleichzeitig eine neue therapeutische Kultur in
der Psychiatrie entwickeln würde, wurde in mancher Hinsicht enttäuscht, zumal es Ziel
der Enquete war, neue Strukturen bereitzustellen, nicht sie mit Inhalten zu füllen.
Abstract
Forty years ago an expert-commission submitted a report on the deplorable state of
German psychiatric care, called the „Psychiatrie-Enquete” to the Bundestag, the German
parliament. The Report initiated a substantial change of Psychiatric services in the
country. Inhuman treatment and living conditions were superseded. Mental hospitals
were not completely abolished. But they lost their importance in favour of decentralized
psychiatric services including departments at general hospitals, day hospitals and
outpatient services. Custodial care was largely successfully developed into therapeutic
and rehabilitative care. This article attempts a mildly critical evaluation of the
Enquête 40 years after.
Schlüsselwörter
Psychiatriereform - Verwahrpsychiatrie - Regionalisierung - Gemeindepsychiatrie
Keywords
modernizing psychiatry - custodial care - regionalization - community care