Psychiatr Prax 2015; 42(07): 392-396
DOI: 10.1055/s-0034-1387589
Kritisches Essay
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Auf dem Wege zur Reform – die Psychiatrie-Enquete wird 40

The „Psychiatrie-Enquete“ – the German Report on the State of Psychiatry in 1975
Asmus Finzen
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Publikationsdatum:
05. Mai 2015 (online)

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Zusammenfassung

Der Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik – die Psychiatrie-Enquete – ist 40 Jahre nach ihrer Fertigstellung ein historisches Dokument. Anlass für den Expertenbericht waren die beklagenswerten Behandlungs- und Lebensbedingungen in den damaligen psychiatrischen Anstalten. Erstes Ziel der Enquete war deshalb die Gewährleistung menschenwürdiger Verhältnisse und die strukturelle Neugestaltung der psychiatrischen Krankenversorgung. Dabei sollte der Übergang von der „Versorgungsmonokultur“ der psychiatrischen Großkrankenhäuser zu einem dezentralisierten Versorgungssystem aus vielfältigen stationären und ambulanten Diensten gebahnt werden – wie psychiatrischen Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern, Tageskliniken, sozialpsychiatrischen Diensten. Dieses Ziel wurde weitgehend erreicht. Die verbreitete Hoffnung, dass sich gleichzeitig eine neue therapeutische Kultur in der Psychiatrie entwickeln würde, wurde in mancher Hinsicht enttäuscht, zumal es Ziel der Enquete war, neue Strukturen bereitzustellen, nicht sie mit Inhalten zu füllen.

Abstract

Forty years ago an expert-commission submitted a report on the deplorable state of German psychiatric care, called the „Psychiatrie-Enquete” to the Bundestag, the German parliament. The Report initiated a substantial change of Psychiatric services in the country. Inhuman treatment and living conditions were superseded. Mental hospitals were not completely abolished. But they lost their importance in favour of decentralized psychiatric services including departments at general hospitals, day hospitals and outpatient services. Custodial care was largely successfully developed into therapeutic and rehabilitative care. This article attempts a mildly critical evaluation of the Enquête 40 years after.