Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb02_06
DOI: 10.1055/s-0034-1388049

Interleukin-6 und Tumor necrosis factor-alpha als Prädiktoren eines Fetalen Inflammatory Response Syndrome beim frühen vorzeitigen Blasensprung

M Kunze 1, C Morfeld 2, M Klar 1, F Markfeld-Erol 1, R Rasenack 1, H Prömpeler 1, W Schäfer 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Frauenklinik, Freiburg, Germany
  • 2Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung, Hannover, Germany

Fragestellung: Beim frühen vorzeitigen Blasensprung (fVBS) ist ein Risikofaktor für das Frühgeborene das Fetal Inflammatory Response Syndrome (FIRS). Bisher ist die frühzeitige Erkennung der intrauterinen Inflammation kaum möglich. In unserer Studie evaluierten wir deshalb die diagnostische Wertigkeit von Interleukin-6 (IL-6) und Tumor necrosis factor-alpha (TNF-α) im abgehenden Fruchtwasser (FW).

Methodik: Die Gewinnung des FW erfolgte durch Auspressen einer Vorlage mit einer Knoblauchpresse. IL-6 und TNF-α wurden mittels Immonoassay-Laborautomaten (IMMULITE® System, Siemens) und Lateralfluss-Schnellstreifen (Milenia® QuickLine) gemessen. Die Gruppeneinteilung erfolgte postnatal nach neonatalem Outcome und Plazentahistologie in die FIRS-Gruppe (IL-6 in der Nabelschnur > 100pg/ml und/oder Funisitis) vs. die Kontrollgruppe (kein FIRS). Geburtshilfliche und kindliche Faktoren wurden statistisch analysiert.

Ergebnisse: IL-6 und TNF-α wurde bei 99 Schwangeren im abgehenden FW bestimmt. In der FIRS-Gruppe (n = 54) war das Gestationsalter niedriger (28,2 vs. 30,3 SSW) und das neonatale Outcome schlechter (68,5% vs. 17,8%; p < 0, 001) als in der Kontrollgruppe (n = 45). Die Mediane von IL-6- und TNF-α waren mit beiden Testverfahren deutlich höher in der FIRS-Gruppe (z.B. Schnelltest: IL-6: 10001 vs. 329; TNF-α: 1140 vs. 199, p < 0,0001). In den prädiktiven Modellen ermittelten wir AUC-Werte für IL-6 > 0,9 je nach cut-off-Wert in beiden Testverfahren und für TNF-α von 0,84 (Immonoassay) bzw. 0,92 (Schnelltest).

Schlussfolgerung: Die Werte von IL-6 und TNF-α im abgehenden FW sind in der FIRS-Gruppe deutlich höher als in der Kontrollgruppe. Sie erlauben damit eine sehr gute Prädiktion des FIRS und können so eine frühzeitige Erkennung ermöglichen. Diese Ergebnisse sollten in größeren Kollektiven validiert werden.