Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb08_04
DOI: 10.1055/s-0034-1388157

Entwicklung eines Algorithmus zur Senkung der Sectiorate bei Einlingen, BEL und Mehrlingen. Eine retrospektive Analyse eines Perinatalzentrums Level I von 2002 bis 2012

H Lehnen 1, G Schwennicke 1
  • 1Städt. Kliniken Mönchengladbach, Frauenklinik, Mönchengladbach, Germany

Fragestellung: Die allgemeine Sectiorate in Deutschland beträgt aktuell 32%. Ist eine Reduzierung der Sectiorate im Rahmen einer Risikostratefizierung unter fachlicher aber letztlich auch juristischen Aspekten denkbar?

Ergebnis:

prim./sek.

2002 (%)

2012 (%)

Sectiorate

Einlinge

BEL

Mehrlinge

Einlinge

BEL

Mehrlinge

NRW

25,1

92

76

32,6

91

78

Eigene Daten

32,6

90,7

89

24,5

80

73,6

Zusammenfassung: Die Sectiorate verhält bei Einlingen, BEL und Mehrlingen gegenläufig zur NRW-Entwicklung. In 2 Kollektiven haben sich die Zahlen entscheidend verändert. Die Mehrlings-Sectiozunahme auf der einen Seite und die Sectioreduzierung bei BEL auf der anderen Seite. Bei Mehrlingen hat die absolute Zahl und damit die Zuweisung von monochorialen Gemini und drohender Frühgeburtlichkeit < 32. SSW 2002 mit 4,9% und 2012 mit 28,6% erheblich seit Gründung des Perinatalzentrum 2007 zugenommen. Bei BEL wurde das kontinuierliche handwerkliche Training für vaginale Entbindungen (Vierfüßlerstand, Armlösungsmeschanismen) an Modellen und im Kreißsaal intensiviert. Die Risikostratefizierung wurde verschärft, sowohl für die mütterliche Seite, wie auch für die fetale Seite, was zu klareren Entscheidungsprozessen führte. Außerdem spielte die personelle Ausstattung der Abteilung, die Sicherungskonzepte und das erfolgsorientierte Motivationstraining für alle ärztlichen Mitarbeiter sowie Hebammen eine nicht unerhebliche Rolle