Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb11_01
DOI: 10.1055/s-0034-1388208

Wenn Geburt und Sterben aufeinander treffen – Psychosoziale Betreuung an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen

B Storjohann 1, F Faschingbauer 1, A Bender 2, A Hartmann 3, H Bieberstein 1, S Körber 1, M Schuster 1, A Schrader 4, C Keiling 1, MW Beckmann 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Germany
  • 2Kaufmännische Direktion des Uni-Klinikums, Erlangen, Germany
  • 3Universitätsklinikum Erlangen, Pathologisches Institut, Erlangen, Germany
  • 4Berufsfachschule für Hebammen am Universitätsklinikum, Erlangen, Germany

Die Frauenklinik am Universitätsklinikum Erlangen verzeichnet seit 2008 einen kontinuierlichen Anstieg der Patientenzahlen bei Fehl- und Stillgeburt sowie bei medizinisch induzierten Schwangerschaftsabbrüchen.

Im Jahr 2013 wurden 279 Patientinnen behandelt: 209 Frühaborte (bis 12. SSW), 12 Spätaborte (bis 500 g), 8 Totgeburten (über 500 g), 50 Interruptiones davon 16 Fetozide.

Um den klinischen Betreuungsanforderungen ganzheitlich gerecht zu werden, entwickelte unser Team das nachfolgende interdisziplinärepsychosoziale Betreuungskonzept.

Das Konzept ist berufsgruppenübergreifend strukturiert und schließt alle Phasen des Erlebens und der Bewältigung ein: Diagnostik, prä-, peri- und postpartale Zeit, Nachsorge und Folgeschwangerschaften. Es beinhaltet die Bereitstellung adäquater Rahmenbedingungen und Arbeitsmaterialien sowie die somatische und geistig-seelische Begleitung der Patientinnen sowie deren Angehörige. Es steht ein psychosozialer Dienst mit Rufbereitschaft zur Verfügung. Das inkludierte Dokumentationssystem schafft Rechtssicherheit. Die standardisierte Informationsvergabe durch spezifisch erarbeitete Folder ist ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung. Die Regelmäßigkeit der angebotenen Fortbildungen für alle Berufsgruppen sowie die kontinuierliche Aktualisierung des Konzeptes sind elementare Grundlagen. Als überregionaler Ansprechpartner bietet das Klinikum Beratung zu Bestattungsmöglichkeiten und der Gestaltung von Trauerfeiern, sowie eine Grabstelle als Ort des Gedenkens mit regelmäßig stattfindenden ökumenischen Gottesdiensten.

Seit 2008 wird das psychosoziale Betreuungskonzept erfolgreich eingesetzt. Pro Jahr nehmen ca. 120 Patientinnen mit Verlusterleben die Begleitung des psychosozialen Dienstes in Anspruch bei einer durchschnittlichen Betreuungszeit von ca. 5 Stunden.

Zahlreiche Rückmeldungen und die Gesprächsprotokolle der ressourcenorientierten, poststationären Trauerbegleitung belegen den positiven Effekt des non-direktiven, breitgefächerten Betreuungsangebotes – individuelle Trauerzeiten verkürzen sich, der Zugang zu persönlichen Copings wird erleichtert.

Die medizinische Begleitung der Folgeschwangerschaft ist, wie interne und externe Verlaufsbeobachtungen belegen, unkomplizierter und weniger angstbesetzt.