Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Gyn_Uro03_11
DOI: 10.1055/s-0034-1388288

Seltene Differenzialdiagnose: Retroperitoneales Schwannom

AK Morr 1, T Bernar 1, S Wörner 2, J Dietl 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Würzburg, Germany
  • 2Pathologisches Institut, Würzburg, Germany

Hintergrund: Schwannome sind meist solitär auftretende, langsam wachsende, gutartige Tumore des peripheren Nervensystems, die von den die Nervenfasern umgebenden Schwannschen Zellen ausgehen. Schwannome können überall im Körper vorkommen, insbesondere im Bereich der Hirnnerven, ihr Auftreten im Retroperitoneum ist sehr selten (nur etwa 3%).

Kasuistik: 70-jährige Patientin mit einer im CT und MRT inzidentiell aufgefallenen, 6 × 2 cm großen, piriformen, teils zystischen Raumforderung im linken Adnexbereich. Durchführung einer Laparoskopie: Hierbei zeigt sich eine in der linken Beckenwand festsitzende Raumforderung mit Vorwölbung ins kleine Becken bei unauffälliger Darstellung beider Ovarien. Nach Spalten des Peritoneums Herauspräparation eines abgekapselten, 6 × 6 cm großen Tumors in toto und zusätzliche Adnexektomie beidseits. Schnellschnittdiagnose: am ehesten regressiv verändertes Myom. Komplikationsloser postoperativer Verlauf. Die endgültige histologische Untersuchung inklusive Immunhistochemie ergibt die Diagnose eines regressiv veränderten Schwannoms ohne Hinweis auf Malignität.

Schlussfolgerung: Ein Schwannom stellt eine seltene und somit schwierige Differentialdiagnose unklarer retroperitonealer Raumforderungen dar. Bei zumeist asymptomatischem Verlauf zeigen zufällig erhobene radiologische Befunde solide, zumeist längliche, abgekapselte Tumore mit teils sekundär zystischen Veränderungen, Einblutungen oder Kalzifikationen, die oft zunächst an die wesentlich häufiger vorkommenden gynäkologischen Malignome denken lassen. Klinische Symptome treten erst spät durch Kompression von Nerven oder anderen Organen auf. Die Diagnose wird über den histologischen Nachweis einer spindelzelligen Läsion und einer immunhistochemischen nukleären Positivität für S100 gestellt. Die Therapie umfasst eine möglichst komplette, nervenschonende chirurgische Resektion. Rezidive sind extrem selten.