Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Gyn_Uro04_16
DOI: 10.1055/s-0034-1388310

Prolaps nach verschiedenen Arten der Neovaginaanlage: individuelle operative Therapie und Outcome

K Rall 1, V Henninger 1, S Brucker 1, C Reisenauer 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Germany

Hintergrund: Die Herstellung einer funktionellen Neovagina, die der Patientin ein weitgehend normales Sexualleben ermöglicht ist weiterhin das primäre therapeutische Ziel bei Patientinnen mit Vaginalaplasie. Die Diagnose bedeutet für die Betroffene ggf. eine lebenslange Infertilität mit zunächst unzureichender vaginaler Kohabitationsfähigkeit und damit immer eine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Neben der konservativen Selbstdehnung nach Frank, sind zahlreiche operative Methoden beschrieben. Der Prolaps der Neovagina ist eine der Komplikationen nach bestimmten Therapieformen. Ein standardisiertes therapeutisches Vorgehen bei Auftreten dieser Komplikation ist bislang nicht beschrieben.

Methoden: Wir berichten von zwei MRKH-Patientinnen, die sich mit einem Prolaps der Neovagina nach Frank'scher Selbstdehnung bzw. nach Anlage einer Sigmascheide zur Therapie in unserem Zentrum vorstellten. Beide wurden durch eine nervenschonende laparoskopische Kolposakropexie behandelt. Hierbei wurden aufgrund der unterschiedlichen anatomischen und geweblichen Voraussetzungen verschiedene Netzarten (resorbierbares bzw. teilresorbierbares Implantat) zur Interposition zwischen Scheide und Sakralhöhle verwendet.

Ergebnisse: Der perioperative Verlauf gestaltete sich bei beiden Patientinnen komplikationslos. Bei der postoperativen Nachuntersuchung nach 3 Monaten und 3 Jahren, bzw. 1, 3 und 6 Monaten waren beide Patientinnen beschwerdefrei. Es zeigte sich kein Prolapsrezidiv, Vaginallänge und -weite blieben stabil, Geschlechtsverkehr war problemlos möglich. Beide Patientinnen waren hoch zufrieden mit dem Ergebnis und berichteten eine deutlich höhere postoperative Lebensqualität.

Zusammenfassung: Aufgrundlage unserer beiden Fälle geben wir mit der laparoskopischen Kolposakropexie eine Therapieempfehlung bei Prolaps der Neovagina, die unabhängig von der ursprünglichen Therapieform anwendbar ist. Vorteil des laparoskopischen Vorgehens war die Möglichkeit einzeitig symptomatische Uterusrudimente bzw. Myome zu entfernen.