Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko08_08
DOI: 10.1055/s-0034-1388467

Die Rolle der N-acetylgalactosaminyltransferase 6 (GALNT6) in der frühen Phase der Brustkrebsentstehung und der Metastasierung

A Kölbl 1, F Liesche 1, U Jeschke 1, K Friese 1, U Andergassen 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Campus Innenstadt, München, Germany

Fragestellung: Glycosylierung ist eine der wichtigsten posttranslationalen Modifikationen von Proteinen und Lipiden und trägt maßgeblich zur strukturellen Vielfalt zellulärer Moleküle bei. Dabei sind die Glycosyltransferasen die Enzyme, die Kohlehydratketten an ihre jeweiligen Akzeptormoleküle anhängen, und somit für eine Veränderung von Glycosylierungsmustern verantworlich sind. Solche Veränderungen in den Glycosylierungsmustern sind für Tumorgewebe charakteristisch. Wir haben daher das Vorhandensein der Glycosyltransferase N-acetylgalactosaminyltransferase 6 (GALNT6) in Brustkrebsgewebe unterschiedlicher Stadien mithilfe von immunhistochemischer Färbung untersucht.

Methodik: Hierfür wurden Paraffin-eingebettete Gewebeproben von 10 Tumoren mit Lymphknotenmetastasen, 10 Tumoren mit lokalem Rezidiv und 7 metastasierten Tumoren immunhistochemisch untersucht. Die Färbungen dieser Proben wurden in Korrelation zur Färbung von 7 DCIS-Proben und 7 Proben von primären Tumoren ohne Lymphknotenbefall/Rezidiv/Metastasen betrachtet.

Ergebnisse: Für die Intensität der Färbung, gemessen mit dem „Immunreactive Score“ (IRS), konnte keine Korrelation zu verschiedenen Tumorcharakteristika wie Tumorgröße, -histologie, -TNM-staging und Grading sowie dem Hormonrezeptorstatus und dem Alter der Patientin bei Erstdiagnose, nachgewiesen werden. Interessanterweise konnte jedoch eine Korrelation der Färbung mit dem Tumorstatus gezeigt werden: der höchste IRS wurde in DCIS-Tumoren und im Metastasengewebe gefunden. Der Vergleich der IRS-Werte der Kontrollproben mit den Tumorproben mit Lymphknotenbefall/Rezidiv/Metastasen erbrachte wiederum keine signifikanten Korrelationen.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass gerade frühe Tumorstadien, die noch empfindlich gegenüber dem Immunsystem sind, das höchste Auftreten der Glycosyltransferase GLANT6 zeigen. Somit könnte die Glycosylierung einen protektiven Effekt auf das neu entstehende Tumorgewebe haben. Sollten sich diese Ergebnisse in weiteren Studien, mit größeren Patientenzahlen, bestätigen lassen, könnte dies neue Wege in der Tumorcharakterisierung und Risikoeinschätzung eröffnen.