Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - FV_04_01
DOI: 10.1055/s-0034-1388563

Detektionen nicht-zervikaler Dysplasien und Karzinome im Rahmen eines primären HPV Screenings

A Luyten 1, H Hastor 1, K Luyten 1, KU Petry 1
  • 1Klinikum der Stadt Wolfsburg, Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologische Onkologie, Wolfsburg, Germany

Die Inzidenz und Mortalität des Vulvakarzinoms nimmt seit 20 Jahren in Deutschland stetig zu. Da die Mehrzahl vulvärer (VIN) und vaginaler intraepithelialer Dysplasien (VaIN) mit einer High-Risk-HPV-Infektion assoziiert ist, erscheint somit im Rahmen eines HPV-Screenings auch eine verbesserte Detektion vulvärer und vaginaler Präkanzerosen möglich.

Methodik: Im Rahmen des Wolfsburger HPV Screening Pilotprojekte erfolgte bei allen wegen auffälliger zervikaler Befunde zur Kolposkopie vorgestellten Frauen eine vollständige Untersuchung von Portio, Vagina, Vulva, Perineum und Anoderm nach Essigprobe und ggf. Lugolprobe. Jede Auffälligkeit wurde histologisch abgeklärt.

Ergebnisse: 21.604 Frauen wurden zwischen Februar 2006 und Februar 2014 im Pilotprojekt rekrutiert. Während des 8-Jahreszeitraums wurden 875 Teilnehmerinnen wegen HPV-Persistenz oder abnormaler zytologischer Befunde und positivem HPV-Resultat in unserer Dysplasiesprechstunde vorgestellt. Bei 219 Frauen wurde eine CIN3 oder ein Zervixkarzinom diagnostiziert, während sich bei 10 Patientinnen zuvor nicht bekannte Karzinome der Vulva/Vagina/Anus oder hochgradige VIN/VaIN/AIN fanden. 5/10 der Läsionen waren mit einer CIN2+ assoziiert, während bei den anderen Patientinnen keine zervikale Läsion oder eine CIN1 vorlag. Nur 5/10 der Patientinnen zeigten atypische Pap-Abstriche, jedoch waren alle nicht-zervikalen Läsionen HPV-positiv im Abstrich von der Portio uteri. Im Zeitraum 2006 – 2014 wurden neben diesen 10 im Screening diagnostizierten Fällen drei weitere Vulvakarzinome diagnostiziert, die vom HPV-negativen klassischen Typ waren.

Schlussfolgerung: 1,14% aller zur Kolposkopie vorgestellten Frauen zeigten hochgradige Dysplasien oder Karzinome der Vagina, Vulva oder Anus. Vorbehaltlich einer Nutzen-Risiko Analyse erscheint die kolposkopische Untersuchung von Frauen mit HPV-Persistenz als sinnvolle Früherkennungsmethode in dieser Risikogruppe.