Journal Club AINS 2014; 3(3): 174-179
DOI: 10.1055/s-0034-1390008
Leitlinien in der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Vermeidung unbeabsichtigter perioperativer Hypothermie – Umsetzung der Leitlinie

Ernst-Peter Horn
,
Anselm Bräuer
,
Jan Höcker
,
Hinnerk Wulf
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. September 2014 (online)

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Seit Mai 2014 steht für den deutschsprachigen Raum erstmalig eine Leitlinie zur Vermeidung der perioperativen Hypothermie zur Verfügung [1]. Initiiert wurde sie von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), aktiv unterstützt von den Fachgesellschaften der Chirurgie, Kinderchirurgie, Fachkrankenpflege und Funktionsdienste sowie der Schweizerischen und der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin.

Kernaussagen

Die Leitlinie zur Vermeidung der perioperativen Hypothermie legt Hypothermie bei einer Körpertemperatur < 36 °C fest und spricht folgende Empfehlungen aus:

  • Messung der Körpertemperatur

    • 1–2 h vor Beginn der Anästhesie,

    • intraoperativ kontinuierlich oder alle 15 min,

    • perioperativ möglichst oral, alternativ nasopharyngeal, ösophageal oder vesikal

  • Patienten präoperativ 20–30 min (mind. 10 min) aktiv konvektiv wärmen

  • Patienten bei Anästhesiedauer > 30 min intraoperativ aktiv konvektiv wärmen

  • OP-Saal-Temperatur mind. 21 °C, bei Kindern mind. 24 °C

  • konduktive Wärmeverfahren alternativ einsetzen

  • Infusionen und Blutprodukte ab Infusionsraten > 500 ml/h wärmen

  • perioperativ größtmögliche nicht aktiv gewärmte Körperoberfläche isolieren

  • Allgemeinanästhesie nur bei Normothermie ausleiten

  • Shivering mit aktiver Wärmung und ggf. ergänzend medikamentös therapieren

  • postoperative Hypothermie bis zum Erreichen von Normothermie mit konvektiver Wärme therapieren

  • Inzidenz postoperativer Hypothermie regelmäßig evaluieren