Laryngorhinootologie 2014; 93(12): 811-812
DOI: 10.1055/s-0034-1395612
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

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S. Stöckli
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Publikationsdatum:
01. Dezember 2014 (online)

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S. Stöckli

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Liebe Leserinnen und Leser,

Im Dezember-Heft der LRO dürfen Sie sich auf spannende und lehrreiche Artikel in den Ihnen bekannten und bewährten Rubriken freuen. Es ist der Schriftleitung einmal mehr gelungen, eine bunte Palette von Beiträgen zusammenzustellen.

In der Rubrik „Referiert und diskutiert“ wird ein Artikel zur Diagnostik der vestibulären Migräne – einer häufigen klinischen Herausforderung – vorgestellt und diskutiert. Leider lassen sich aufgrund einer mangelnden Studienanordnung keine allgemein gültigen Schlüsse für den klinischen Alltag ziehen, sodass uns weiterhin kein eindeutiges Testverfahren für die sichere Abgrenzung einer vestibulären Migräne zur Verfügung steht. Im zweiten Beitrag geht es um eine chinesische Arbeit zur verzögerten Diagnose und der entsprechenden Odyssee von Patienten mit einem benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel. Der Diskutant bemerkt nachvollziehbar, dass sich die Ergebnisse dieser Arbeit nicht unbedingt auf europäische Verhältnisse anwenden lassen, wo doch in den meisten Ländern in den letzten Jahren intensiv Fortbildungsveranstaltungen zur Diagnostik und Therapie des BPLS nicht nur für Hals-Nasen-Ohren-Ärzte aber auch für Grundversorger durchgeführt wurden.

In den letzten Jahren haben mit dem Narrow Band Imaging und der Autofluoreszenz Verfahren in die Larynxdiagnostik Eingang gefunden, die basierend auf der veränderten Gefäßarchitektur die weißlichtbasierten larynxendoskopischen Untersuchungen ergänzen. In der Rubrik „Übersicht – Review“ werden in Text und Bild die Grundlagen für das Verständnis der normalen und veränderten Gefäßstruktur des Larynx geschaffen.

Die Rubrik „Originalien“ beschäftigt sich mit 2 Publikationen. In der ersten Arbeit hat die Gruppe aus Leipzig eine retrospektive Analyse der bei Kindern angewandten medikamenten induzierten Schlafendoskopie im Rahmen der Diagnostik eines obstruktiven Schlafapnoesyndromes durchgeführt. Die Limitationen dieser Studie wie retrospektive Analyse, damit einhergehender selection bias und kleine, heterogene Kohorte werden von den Autoren selbst in die Diskussion eingebracht. Trotzdem wird die bei Erwachsenen immer häufiger durchgeführte Methode im Kontext des pädiatrischen Krankengutes ausführlich vorgestellt und ehrlich diskutiert. Die zweite Originalarbeit aus Innsbruck beschäftigt sich mit der Validierung des Akzeptanzfragebogens bei chronischem Tinnitus. In einem aufwändigen statistischen Verfahren konnte der Fragebogen validiert und sogar vereinfacht werden. Damit steht ein reliables Screeninginstrument zur Beurteilung der subjektiven Akzeptanz und damit auch indirekt zur Beurteilung der Interventionsnotwendigkeit bei Patienten mit chronischem Tinnitus zur Verfügung.

In der Rubrik „Leitlinie – Guidelines“ wird die aktuelle S3-Leitlinie des HPV-Management Forums der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. mit dem Fokus der Impfprävention der HPV-assoziierten Neoplasien vorgestellt. Dieses Thema hat mit der steigenden Inzidenz von HPV high risk Typ assoziierten Oropharynxkarzinomen auch Eingang in die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde gefunden. Die seltene Opportunität, das Entstehen von Malignomen präventiv mit einer Impfung zu verhindern, sollte auch in der HNO nicht ungenutzt bleiben. Während die Impfung von Mädchen im Alter von 12–17 Jahren unbestritten und anerkannt ist, wird die Erweiterung der Impfempfehlung auf Jungen aus Gründen der Kosteneffizienz in Deutschland nicht propagiert. Dies ist aus ärztlicher Sicht schwer nachvollziehbar und im Gegensatz zu den Empfehlungen in anderen Ländern. Nach wie vor umstritten und mit zuwenig hochrangiger Evidenz belegt bleibt die HPV Impfung bei älteren gesunden Individuen oder bei bereits von einer HPV assoziierten Erkrankung betroffenen Menschen.

Im Kaleidoskop der Raritäten wird in der Rubrik „Der interessante Fall“ einerseits über ein intraossäres Meningeom als Ursache einer Stenose des äußeren Gehörganges und anderseits über Hämangiome des Larynx als Ursache von Stimmstörungen berichtet.

Der Beitrag in der Rubrik „Gutachten und Recht“ befasst sich mit medicolegalen Aspekten bei der Behandlung von Kindern. Hierbei ist für interventionell tätige Kolleginnen und Kollegen die Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit vor Eingriffen von besonderer Bedeutung. Die Schwierigkeit liegt hierbei vor allem darin, dass der Gesetzgeber keine starren Altersgrenzen vorgibt, sondern die Einwilligungsfähigkeit eines Minderjährigen sowohl von der individuellen Reife wie auch von Art, Umfang und Gefährlichkeit des geplanten Eingriffs abhängt und somit im Sinne einer Einzelfallbeurteilung von uns Ärztinnen und Ärzten abgeschätzt werden muss.

In der Rubrik „Berichte“ können Sie die 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, welche in der Westfalenhalle in Dortmund stattgefunden hat, nacherleben.

Anschließend können Sie ihr Wissen zum Thema Differenzialdiagnosen bei Nasenatmungsbehinderung in einem sehr schönen und ausführlichen Artikel aus der Rubrik „Facharztwissen HNO“ auffrischen und mit den darauf folgenden CME-Fragen auch gleich prüfen.

Damit wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre.

Sandro Stöckli