ergopraxis 2015; 8(01): 3
DOI: 10.1055/s-0034-1398464
editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Entscheidung für die Hand

Simone Gritsch

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Publication Date:
08 January 2015 (online)

_ Ich erinnere mich an einen Klienten im Hausbesuch. Er war Mitte 70, an Parkinson erkrankt und saß im Rollstuhl. Um seiner Frau die Pflege zu erleichtern, übten wir unter anderem den Transfer. Eines Tages, als es am Ende der Therapieeinheit ans Unterschreiben der Verordnung ging, sagte der Klient, dass er eigentlich Linkshänder sei. Das überraschte mich, da er immer mit rechts unterschrieben hatte. Daraufhin erzählte er, dass er als Kind gezwungen wurde, mit rechts zu schreiben, und sehr darunter litt. Das Malen sei ein Graus für ihn gewesen. Ich fragte, ob er die linke Hand ausprobieren wolle, und gab ihm ein Blatt Papier. Das konnte er kaum glauben, freute sich riesig und nahm den Stift in die Hand. Nach ein paar Schwungübungen und Kritzeleien hatte er Tränen in den Augen: „Da muss ich erst ein alter Mann werden, um so schreiben zu dürfen, dass es sich für mich richtig anfühlt.“ Das hat mich sehr berührt, seinen Leidensdruck konnte ich nur erahnen.

_ Für manchen Erwachsenen ist eine Rückschulung die Rettung aus den psychischen, kognitiven oder motorischen Beeinträchtigungen, die eine Umschulung nach sich ziehen kann. Wie sie abläuft und wie man bereits Kleinkinder fördern kann, die dominante Hand für sich zu entdecken, lesen Sie in dem Artikel von Patricia Willikonsky ab Seite 26.

_ Ich freue mich sehr, dass die Autorin auch bei unserem ergotag am 1. Februar 2015 in Stuttgart einen Vortrag über dieses Thema halten wird. Sie bringt eine Klientin mit, die bei ihr eine Rückschulung durchläuft und von ihren Erfahrungen berichten möchte. Das interessiert Sie? Dann finden Sie auf www.ergotage.de weitere Infos.

Herzlichst Ihre

Ihre

Simone Gritsch