Der Nuklearmediziner 2015; 38(01): 7
DOI: 10.1055/s-0034-1398499
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial „von der Schwierigkeit des Normalen“

The Difficulties with the Ordinary
W. U. Kampen
1   Nuklearmedizin Spitalerhof, Hamburg
,
K. H. Bohuslavizki
1   Nuklearmedizin Spitalerhof, Hamburg
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Publication Date:
10 March 2015 (online)

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Willm Uwe Kampen
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Karl Heinz Bohuslavizki

The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.(Bertrand Arthur William Russell, britischer Philosoph und Mathematiker, 1872–1970) Wir alle, die wir in der klinischen Nuklearmedizin täglich auf der Suche nach dem pathologischen Befund sind, werden eine multilokuläre ossäre Metastasierung im Skelettszintigramm ebenso leicht und sicher erkennen wie eine ausgedehnte Hinterwandnarbe in der Myokardszintigrafie. Auch die multiplen, keilförmigen Ausfälle in der Lungenperfusions-SPECT bei erhaltener Ventilation werden uns nicht vor ein diagnostisches Problem stellen.

Hier sind gezielte differenzialdiagnostische Überlegungen in Verbindung mit der Anamnese des Patienten oder mit den klinischen Angaben des Überweisers häufig wegweisend; in anderen Fällen ist es einfach eine Blickdiagnose bei der ersten Ansicht eines Szintigramms – etwas was wir auch gerne mit dem Begriff des „pattern recognition“ bezeichnen und was naturgemäß umso häufiger vorkommt, je größer unsere Erfahrungen in dem speziellen Untersuchungsverfahren sind.

Aber was ist mit den Fällen, bei denen wir grübelnd vor den Aufnahmen sitzen, durch die klinischen Angaben entsprechend gebahnt und das Szintigramm auch trotz bester Aufnahmetechnik und modernstem Gerätepark nichts Eindeutiges hergeben will? Hier kann es durchaus schwierig sein, einen Befund als „normal“ durchgehen zu lassen…. Insbesondere wenn wir uns eindeutig festlegen, ohne eine weitere „gezielte Abklärung“ mit anderen Verfahren anzuregen (was für den Zuweiser immer einen Mehraufwand und eine Unsicherheit der nuklearmedizinischen Diagnostik bedeutet!), erfordert dieser Befund manchmal eine höhere Sicherheit als der Nachweis einer Symptom-erklärenden Pathologie.

Dieses Heft des Nuklearmediziners soll Ihnen daher für die wichtigsten nuklearmedizinischen Diagnoseverfahren (außer PET/CT) eine Hilfe sein, vielleicht den einen oder anderen Zweifel an einem Normalbefund zu überwinden. Dabei haben die Autoren neben der Schilderung der technischen Abläufe auch Varianten des Normalen und einige „Fallstricke“ in die Beiträge aufgenommen.

Getreu dem weisen Konfuzius, dass „die Menschen nicht über Berge stolpern, sondern über Maulwurfshügel“, wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Studieren der Beiträge und hoffen, dass sie Sie vielleicht bei der Entscheidungsfindung unterstützen können.

Willm Uwe Kampen
Karl Heinz Bohuslavizki
Nuklearmedizin Spitalerhof, Hamburg