Pneumologie 2015; 69 - P221
DOI: 10.1055/s-0035-1544735

Therapie mit Erlotinib bei terminaler Niereninsuffizienz (Dialyse)

K Kambartel 1, J Eggert 2, P Liebisch 2, P Stais 1, T Voshaar 1
  • 1Lungenzentrum, Krankenhaus Bethanien Moers
  • 2Onkologische Praxis Moers

Bei Patienten mit einer terminalen Niereninsuffizienz gibt es nur sehr wenige Studiendaten zur Behandlung eines metastasierten Lungenkarzinoms. Insbesondere für neue, molekular definierte Therapien stellt ein Dialysepatient eine Herausforderung dar.

Wir berichten über eine 51-jährige Patientin (Nieraucherin), die sich mit multiplen pulmonalen Rundherden und vergrößerten mediastinalen Lymphknoten zur Abklärung vorstellte. Zwei Jahre zuvor war bei ihr ein Lungenkarzinom im rechten Oberlappen im Stadium pT2a N1 M0 operativ mittels Lobektomie behandelt worden. Wegen der terminalen Niereninsuffizienz unklarer Genese wurde auf eine adjuvante Chemotherapie verzichtet.

Jetzt erfolgte der Nachweis eines Tumorrezidivs mittels EBUS aus mediastinalen Lymphknoten. Histologisch zeigte sich ein TTF1-positives Adenokarzinom. Die molekularpathologische Diagnostik erbrachte den Nachweis einer aktivierenden EGFR-Mutation Exon 19.

Wir begannen bei der Patientin im Mai 2013 eine Therapie mit Erlotinib 50 mg/die. Bei guter Verträglichkeit steigerten wir die Dosis nach vier Wochen auf 100 mg/die (Einnahme jeweils abends) Nach zwei Monaten Therapie zeigte sich eine partielle Remission nach RECIST (Tumorgrößenabnahme -37%, deutliche Rückbildung der pulmonalen Herde). Klinisch relevante Toxizitäten traten nicht auf.

Abb. 1: Vor Therapie und nach 2 Monaten Erlotinib

Nach neun Monaten zeigte sich eine geringe Zunahme der pulmonalen Herde. Die Therapie wurde zunächst wegen einer nur geringen und oligometastatischen Progression fortgesetzt. Hierunter kam es in den nächsten sechs Monaten zu einer weiteren geringen Progression, ohne dass das Ausmaß des Initialbefundes wieder erreicht wurde. Aktuell befindet sich die Patientin bei exzellenter Lebensqualität im Heimaturlaub in der Türkei. Nachfolgend ist ein Wechsel auf eine Chemotherapie geplant.

Der Fall zeigt, dass eine Therapie mit Erlotinib bei einer EGFR-mutierten Dialysepatientin sicher und effektiv durchgeführt werden kann.