Pneumologie 2015; 69 - P274
DOI: 10.1055/s-0035-1544847

Antibiotikaverbrauch in einer pneumologischen Klinik: Punkt-Prävalenz-Analyse zur Einschätzung von ABS (Antibiotic Stewardship)-Strategien

N Klein 1, K de With 2, M Lefman 3, N Schönfeld 1, H Rüssmann 3, TT Bauer 1
  • 1Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring
  • 2Klinische Infektiologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
  • 3Institut für Mikrobiologie, Helios Klinikum Emil von Behring

Einführung: Antibiotic Stewardship (ABS-)Strategien werden zunehmend in Krankenhäusern angewendet. Die interdisziplinäre Vernetzung von Infektiologen, Mikrobiologen und Pharmazeuten soll der Optimierung rationaler Antibiotikaverordnungen dienen. Die 2013 erschienene S3-Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotikaanwendungen“ ist die Fortführung einer ABS-Fortbildungsinitiative von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Um die Verordnungsqualitäten zu verbessern, sollte man seinen Antiinfektivaverbrauch sowie die krankheitsspezifischen Erreger und lokalen Resistenzen kennen.

Methode: In einem Haus der Schwerpunktversorgung mit 500 Betten ist die Lungenklinik Heckeshorn mit 150 Betten eine große pneumologische Abteilung. In einer 6-Tages Punkt-Prävalenz-Analyse wurde der Antibiotikaverbrauch in PDD (prescriped daily dose) gemessen und mit Hilfe eines Erhebungsbogens ermittelt.

Ergebnisse: Von 164 Patienten am Stichtag wurden 51% antibiotisch behandelt. Davon waren 98% mit bekanntem Infektionsfokus und 57% nosokomial erworbene Infektionen. Die am häufigsten verordnete Antibiotikaklasse waren die Breitspektrumbetalaktame mit 36%, gefolgt von Intermediärspektrumbetalaktamen (25%) und Fluorchinolonen (20%). 91% aller Patienten wurden aufgrund eines Atemweginfektes antibiotisch behandelt. Davon hatten 64% der Patienten eine Pneumonie und 23% eine exazerbierte COPD.

Es wurde weiterhin die Erregerdiagnostik (Sputum, Trachealsekret) und deren Einfluss auf die Antibiotikaauswahl beleuchtet. Eine aktiveTherapieumstellung als Deeskalation erfolgte nur in 35%.

Die Leitlinienadhärenz, die anhand hausinterner Leitlinien überprüft wurde, lag für die Wahl des Antibiotikums, die Dosierung und die Applikationsart bei der Pneumonie zwischen 75 – 80%, und für die AECOPD bei über 80%.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend sind Punkt-Prävalenz-Analysen trotz hohem Arbeitsaufwand, eine sinnvolle Methode um das individuelle Verordnungsverhalten zu beleuchten und mögliche Fehlerquellen in der Antibiotikaverordnung zu detektieren. Schulungen der Ärzte und Pflegekräfte kann die Qualität der Antiinfektivagaben verbessern, die Nebenwirkungen für den Patienten senken und bei sinnvollem Gebrauch Resistenzentwicklungen minimieren.