Pneumologie 2015; 69 - P372
DOI: 10.1055/s-0035-1544850

Erfolgreiche Therapie einer akuten Bronchitis bei Zustand nach Glaswolle-Inhalation

K Schrödl 1, RM Huber 2, F Gamarra 3
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik V, Klinikum der Universität München, Comprehensive Pneumology Center, Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung
  • 2Pneumologie -Innenstadt, Universität München, Comprehensive Pneumology Center
  • 3MVZ Klinikum Straubing GmbH

In der pneumologischen Ambulanz unserer Klinik stellte sich ein 52-jähriger Patient mit Brennen in der Brust vor. Bei der Reparatur eines Wohnwages habe er Glaswollenstaub inhaliert, seither bestehe das Brennen der Brust. Der Patient verneint Husten und Atemnot. In einer auswärtigen Klinik war der invasive Ausschluss einer koronaren Herzerkrankung erfolgt. Bei dem Patienten bestehen keine Vorerkrankungen oder Allergien. Der Patient arbeitet als Elektriker und berichtet über eine regelmäßige Staubexposition.

In der Lungenfunktionsprüfung zeigte sich ein Normalbefund, die Metacholinprovokation ergab keinen Hinweis auf eine bronchiale Hyperreagibilität. Die CT-Thorax-Untersuchung zeigte keine intrapulmonalen Raumforderungen, keine Pleuraverdickung, keine Infiltrate und keine Ergüsse. Gastroskopischer Ausschluss einer Refluxösophagitis. In der durchgeführten Bronchoskopie zeigte sich tracheal als auch im Bronchialsystem eine Rötung mit Gefäßerweiterungen und erhöhter Kontaktvulnerabilität im Sinne einer akuten Bronchitis. Die durchgeführte bronchoalveoläre Lavage zeigte eine lymphozytäre Alveolitis, die Schleimhautbiopsien zeigten eine uncharakteristische Bronchitis.

In Zusammenschau der Befunde gingen wir von einer akuten Bronchitis induziert durch Glaswolleninhalation aus und leiteten eine inhalative Steroidtherapie ein. Hierunter kam es zu einer raschen Besserung der Beschwerden, der Patient ist derzeit Symptomfrei. Glaswolle zählt zu den künstlichen Mineralfasern. Lungengängige Fasern sind in der Regel länger als 5µm, dünner als 3µm und das Verhältnis von Länge zu Durchmesser ist größer als 3. Glaswolle ist damit potentiell lungengängig und kann akute Bronchitiden auslösen. Bislang gibt es wenige Publikationen zu Therapieansätzen der Bronchitiden nach Glaswolleinhalation. Der vorliegende Fallbericht zeigt eine erfolgreiche Behandlung mittels inhalativen Steroiden.