Pneumologie 2015; 69 - P503
DOI: 10.1055/s-0035-1544906

Iatrogener „situs inversus thoracalis“ nach Pneumonektomie

A Gastmeier 1, I Müller 2, J Kollmeier 3, J Pfannschmidt 2, R Bittner 4, TT Bauer 3
  • 1Lungenklinik Heckeshorn Berlin
  • 2Thoraxchirurgie, Lungenklinik Heckeshorn
  • 3Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn
  • 4Radiologie, Emil von Behring Krankenhaus Zehlendorf

Einleitung: Nach Pneumonektomien sieht man häufig einen Shift der thorakalen Organe. Konsekutiv können Beschwerden wie Völlegefühl, Schluckstörungen, Dyspnoe, Rechtsherzversagen, Arrhythmien oder eine Hypotonie durch ein Vena cava-Kompressionssyndrom auftreten.

Fallbeispiel: Der 58-jährige Patient wurde mit der Diagnose eines nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms im klinischen Stadium IIA (cT2aN1M0) vorstellig. Es erfolgte eine Pneumonektomie mit systematischer Lymphknotendissektion. In den Folgeuntersuchungen zeigte sich 6 Monate postoperativ der linke Oberlappen deutlich nach rechts verzogen und der Mediastinalschatten vollständig auf die rechte Seite verlagert. Im Verlauf sahen wir eine zunehmende Verlagerung des Herzens und des linken Oberlappens in die rechte Thoraxhöhle, so dass die konventionelle Röntgenaufnahme das Bild eines Situs inversus imitierte. Die Bilder der Computertomographie zeigten eine teils ausgeprägte Verlagerung der Thoraxorgane, mit dem Herz der rechten Thoraxwand anliegend. An Beschwerden gab der Patient eine leichte, persistierende Belastungsdyspnoe an, ein Völlegefühl nach Nahrungsaufnahme und Schluckstörungen. Zudem wurden wiederholt Beschwerden i.S. einer orthostatischen Dysregulation geklagt. Das postoperative FEV 1 lag initial bei 2,26 L (54,1%, VCmax 2,93l (52,7%)) und in der 9 monatigen Nachsorge bei 2,35l (56,3%, VCmax 2,98 L (53,5%)) über dem erwarteten Soll.

Diskussion: In der Folge einer Pneumonektomie kann es, z.T. zu massiven Verlagerungen der Thoraxorgane mit daraus resultierenden Beschwerden und Untersuchungsbefunden kommen. Diese sollen, auch unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur, an dem beschriebenen Beispiel diskutiert werden (wie postoperative Komplikationen, Langzeitschäden und diagnostische Probleme (EKG, Echokardiographie, radiologische Fehlinterpretationen z.B. Situs inversus) sowie Probleme durch anatomische Veränderungen durch Mediastinalshift (Abknicken der Gefäße, Einengung des Ösophagus).