Pneumologie 2015; 69 - P443
DOI: 10.1055/s-0035-1544908

Einsatz einer singulären, doppellumigen veno-venösen ECMO-Kanüle (Twin-port) zur intraoperativen Lungenunterstützung bei respiratorisch schwerst kompromitierten Patienten während anatomischer Lungenresektionen

B Redwan 1, S Freermann 1, N Dickgreber 2, S Ziegeler 3, M Semik 1, S Fischer 1
  • 1Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren
  • 2Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Mathias-Spital-Rheine
  • 3Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Klinikum Ibbenbüren

Einführung: Der intraoperative Einsatz extrakorporaler Lungenunterstützungsverfahren stellt ein modernes Konzept dar. Bislang wurden pumpenlose Lungenunterstützungsverfahren, veno-arterielle extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) oder veno-venöse-ECMO während thoraxchirurgischer Eingriffe verwendet. Allerdings gibt es bis dato keine Berichte über den intraoperativen Einsatz einer singulären, doppellumigen, v-v-ECMO Kanüle (Twin-Port) zur Lungenunterstützung.

Fallpräsentationen: Bei zwei männlichen Patienten (75 und 74 Jahre) mit einem Bronchialkarzinom wurde eine Twin-Port-ECMO Kanüle zur intraoperativen Lungenunterstützung eingesetzt. Im ersten Fall lag ein zentral-sitzender Tumor im rechten Unterlappen mit Infiltration des dorsalen Oberlappensegments (cT3, cN0, cM0) vor. Zusätzlich bestand ein ausgeprägtes, grobbullöses Lungenemphysem bei COPD GOLD IV mit einer FEV-1 von 0,9 L (33% des Solls). Intraoperativ wurde eine 24 Fr. Twin-Port-ECMO-Kanüle rechts femoral in Rücklage als einziger ECMO-Zugang perkutan implantiert. Nach Beginn der extrakoporalen Zirkulation erfolgte in Linksseitenlage eine postero-laterale Thorakotomie rechts. Es wurde eine erweiterte Unterlappenresektion mit bronchialer und pulmonalarterieller Manschette, radikaler Lymphadenektomie sowie Seg-2-Resektion en-bloc durchgeführt. Während der bronchialen und vaskulären Anastomosierung konnte eine 30-minütige Apnoe-Phase problemlos durchgeführt werden. Im zweiten Fall wurde ein Bronchialkarzinom im apikalen Oberlappensegment rechts bei Zustand nach Pneumektomie links diagnostiziert. Intraoperativ wurde die ECMO-Kanüle wie oben beschrieben implantiert. Die ECMO-Unterstützung erlaubte Apnoe-Phasen von bis zu 45 Minuten. Es erfolgte eine anatomische Segment-1-Resektion mit radikaler Lymphadenektomie. Bei unkompliziertem Verlauf und suffizientem Gasaustausch konnte die ECMO in beiden Fällen am Ende der Operation explantiert und der Patient extubiert werden.

Schlussfolgerung: Diese neuartigen singulären, Twin-Port-ECMO-Kanülen gewährleisten eine suffiziente intraoperative Lungenunterstützung und ermöglichen die Durchführung komplexer thoraxchirurgischer Eingriffe bei respiratorisch stark eingeschränkten Patienten.