Zusammenfassung
Hintergrund: Das Glaukom ist weltweit eine der führenden Ursachen für irreversible Erblindung.
Unser Ziel war, die Ergebnisse von Untersuchungen des Ganglienzellkomplexes (GCC)
und der retinalen Nervenfaserschicht (RNFL) bei Glaukompatienten mit hohem und normalem
Druck zu vergleichen. Methoden: 62 Patienten haben an der Studie teilgenommen: 12 mit Verdacht auf Glaukom, 30 mit
diagnostiziertem Glaukom und 20 mit Normaldruckglaukom. Alle Patienten erhielten Visusbestimmung,
Tonometrie, Computerperimetrie (Humphrey) und optische Kohärenztomografie (OCT). Ergebnisse: Bei 58 % der Glaukomverdächtigen fanden sich keine Veränderungen in den Perimetrieergebnissen
sowie in den OCT-Untersuchungsergebnissen. Bei 42 % gingen pathologische Veränderungen
in der GCC-Karte denjenigen der RNFL voraus. Bei Patienten mit Hochdruckglaukom wurde
eine fast lineare Korrelation zwischen den RNFL-Veränderungen und den GCC-Ergebnissen
registriert. Statistische Analysen zeigten, dass der diagnostische Wert der durchschnittlichen
GCC-Dicke bei Glaukomverdächtigen von größerer Bedeutung war als der der durchschnittlichen
RNFL-Dicke (0,90 [0, 02] zu 0,78 [0, 02] µm). Bei 56 % der Normaldruckglaukompatienten
fanden sich mehr Veränderungen in der RNFL als im GCC. Schlussfolgerung: Die OCT-Untersuchung ist ein wichtiges Instrument, um frühe Glaukomveränderungen
zu diagnostizieren. Bei Glaukomverdächtigen jedoch können GCC-Veränderungen empfindlicher
sein. Ein Großteil der Normaldruckglaukompatienten zeigt deutlich mehr RNFL-Änderungen
als Veränderungen im GCC. Die Befunde beim Normaldruckglaukom ähneln denjenigen von
Patienten mit neurologischen Krankheiten wie multipler Sklerose und Morbus Alzheimer.
Abstract
Background: Glaucoma is one of the leading causes of irreversible blindness worldwide. We aimed
to compare the findings of a ganglion cell complex (GCC) test with a test of the retinal
nerve fibre layer (RNFL) in high and normal tension glaucoma patients. Methods: Sixty-two patients were enrolled in the study: 12 glaucoma suspects, 30 with diagnosed
glaucoma and 20 with normal tension glaucoma. All subjects had visual acuity testing,
tonometry, computer perimetry (Humphrey) and optical coherence tomography (OCT) with
an OCT RTvue (RNFL 3.45, NHM4 and GCC). Results: In 58 % of the glaucoma suspects, there were no changes in the perimetry results,
as well as with OCT. In 42 % of the subjects, pathological changes in the GCC map
preceded those of the RNFL. In patients with HTG, an almost linear correlation was
found between the RNFL changes and GCC alterations. Statistical analysis showed that,
in glaucoma suspects, the diagnostic value of the average GCC thickness was more significant
than the average NFL thickness (0.90 [0.02] to 0.78 [0.02] µm). In 56 % of normal
tension glaucoma patients, changes in the RNFL prevailed over those in the GCC. Conclusions: OCT diagnosis is an important tool for detecting early glaucoma changes. In glaucoma
suspects, however, GCC changes can be more sensitive. In NTG, the results are still
considered controversial. Nevertheless, in the majority of subjects, the RNFL changes
prevailed over the GCC changes. The findings in NTG are similar to those in neurological
diseases such as multiple sclerosis and Alzheimerʼs disease.
Schlüsselwörter
OCT - Ganglienzellkomplex - retinale Nervenfaserschicht - Normaldruckglaukom OCT
Key words
ganglion cell complex - nerve fibre layer - normal tension glaucoma