ergopraxis 2015; 8(03): 53
DOI: 10.1055/s-0035-1548583
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Reingelesen – Ein Mutmacher

Contributor(s):
O Beckmann

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Publication Date:
06 March 2015 (online)

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„Sechs Wochen in der Isolation“, denkt die dreizehnjährige Nele, als sie bei Verwandten auf einer Nordseeinsel ihre Lungenentzündung auskurieren soll. Nele ist nicht begeistert. Sie und ihre kleine Schwester leben in einer Wohngruppe, denn ihr Papa wohnt schon lange bei seiner neuen Familie in Neuseeland. Und Mama? Mama wurde zunächst komisch und ist dann plötzlich verschwunden. Mama ist psychisch krank. Doch zum Glück sind die Verwandten, bei denen Nele unterkommt, nett. Und aufgrund des strukturierten Alltags auf dem kleinen Gehöft fühlt sich Nele auch sicher. Sie beginnt durch Gespräche mit ihrem Onkel, ihre familiäre Situation neu zu betrachten, lernt mit Islandpferden umzugehen und eine Skulptur zu bauen.

In dem Jugendroman beschreibt Ortrud Beckmann, die Therapeutin für Kinder- und Jugendliche, eindrucksvoll, wie belastend psychische Erkrankungen der Eltern für betroffene Kinder und Jugendliche sind. Sie zeigt jedoch auch Verarbeitungsmöglichkeiten für Erlebtes, wie den kreativen Ausdruck in Form der Skulptur. Der Leser erfährt, wie wichtig eine vertrauensvolle und umsorgende Umgebung für die Kinder und Jugendlichen ist, damit sie einen „normalen Alltag“ haben.

Ein Trost spendendes, schön zu lesendes Buch, das sich zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen psychisch kranker Eltern eignet.

Anja Timmer, Ergotherapeutin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie