Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - V17
DOI: 10.1055/s-0035-1548692

Erweitertes Serum-Lipid-Profiling bei IUGR und Präeklampsie

U Pecks 1, W Rath 1, S Winkler 1, N Maass 1, C Contini 2, K Winkler 2
  • 1Universitätsklinikum Aachen, Frauenklinik, Aachen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Klinische Chemie, Freiburg, Deutschland

Fragestellung:

Veränderungen des Fettstoffwechsels sind bei Erkrankungen des sogenannten Plazentaren Syndroms, also der IUGR und Präeklampsie (PE), häufig beschrieben worden. In der internationalen Literatur werden diese oft unter dem Begriff „Dyslipidämie“ subsumiert, ohne diesen trennscharf zu definieren. Dabei scheinen bei der PE und IUGR unterschiedliche Lipidfraktionen pathognomonisch betroffen zu sein. Die vorliegende Analyse maternalen Serums hat zum Ziel, die spezifischen Lipid-Veränderungen in Abhängigkeit vom Krankheitsbild zu charakterisieren.

Methoden:

Serum von (i) PE, (ii) PE mit IUGR, und (iii) normotensiven IUGR (je n = 10) wurde gematched zu einer CTRL-Gruppe ((iv), n = 30). HDL, IDL, LDL, VLDL wurden durch sequentielle Ultrazentrifugierung isoliert. Verestertes und unverestertes Cholesterin, Phospholipide sowie Triglyzeride wurden in jeder Fraktion bestimmt. Statistik: 2-way ANOVA.

Ergebnisse:

Triglyzerid-Konzentrationen waren in der IDL-Fraktion höher bei PE, als bei CTRL. Cholesterin-Konzentrationen der LDL-Fraktion waren erniedrigt bei IUGR und IUGR mit PE im Vergleich zu CTRL. Triglyzerid-Konzentrationen in VLDL waren in allen drei pathologischen Gruppen erhöht im Vergleich zur CTRL-Gruppe (Tabelle).

Tab. 1

CTRL n-30

IUGR n-10

PE n-10

PE-IUGR

n-10

mean

SD

mean

SD

mean

SD

mean

SD

total cholesterol

26,4

13,57

29,2

13,06

46,6

21,08

40,4

21,91

free cholesterol

9,0

5,20

12,4

7,62

21,1

10,31

15,7

8,83

VLDL

cholesterol ester

17,7

8,67

16,7

6,09

25,6

11,23

24,7

13,20

triglycerides

110,3

59,97

§157,4

127,03

*218,2

110,25

*163,1

79,38

phospholipids

33,1

16,12

43,4

25,50

65,2

29,42

51,4

24,33

total cholesterol

13,2

6,38

9,5

1,35

16,5

10,60

12,3

1,10

free cholesterol

3,5

1,83

2,7

1,64

5,4

4,36

3,2

1,22

IDL

cholesterol ester

9,9

4,52

7,2

2,54

11,2

6,37

9,7

2,84

triglycerides

14,1

6,74

15,3

6,50

*27,0

21,12

17,2

8,01

phospholipids

11,2

5,00

9,9

1,31

16,9

12,01

12,0

1,29

total cholesterol

132,6

31,16

*78,5

26,37

117,9

2S,73

*73,6

27,70

free cholesterol

32,6

8,84

*18,6

7,17

29,1

6,63

*16,9

7,07

LDL

cholesterol ester

100,0

22,89

*59,9

19,50

88,9

22,67

*56,7

20,98

triglycerides

36,6

12,17

23,5

4,61

37,8

11,62

27,1

11,53

phospholipids

89,6

19,76

*56,0

16,54

85,5

18,15

*52,9

18,46

total cholesterol

79,3

17,52

68,7

23,11

61,6

19,5"

62,2

11,72

free cholesterol

14,4

4,20

11,9

5,52

11,1

4,29

9,0

2,35

HDL.

cholesterol ester

64,8

13,99

57,1

18,33

53,4

15,79

53,2

9,80

triglycerides

30,3

8,76

20,7

6,27

25,9

9,95

26,3

9,55

phospholipids

140,2

30,96

131,9

12,21

124,7

38,09

118,6

23,48

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse sprechen für eine gestörte Konversion von VLDL zu LDL in beiden Pathologien. Dabei scheint der Trigylzerid-Metabolismus insbesondere bei der PE, der Cholesterin-Metabolismus jedoch vor allem bei der IUGR eine Rolle zu spielen. Aus Sichtweise der Grundlagenforschung sollte bei Studien auf eine trennscharfe Differenzierung zwischen Präeklampsie mit und ohne IUGR geachtet werden. Der Begriff „Dyslipidämie“ sollte vermieden werden, da er irritiert und den unterschiedlich betroffenen Stoffwechselwegen nicht gerecht wird.