Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P23
DOI: 10.1055/s-0035-1548719

Intraoperative Cephalgie: der unspezifische Beginn eines fulminanten HELLPs

M de Sousa Mendes 1, C von Kleinsorgen 1, M Abou-Dakn 2, D Schlembach 1
  • 1Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
  • 2St. Joseph Krankenhaus, Klinik für Geburtshilfe, Berlin, Deutschland

Fall:

Die Aufnahme der 36-jährigen III. G 0. P erfolgte bei 37+6 SSW mit Di-Di-Geminigravidität und vorzeitigem Blasensprung des ersten Fetens. Im Vorfeld war bereits eine primäre Sectio geplant worden, welche nun vorgezogen wurde. Bisher unauffälliger Schwangerschaftsverlauf. Eigenanamnestisch war eine Depression bekannt.

Perioperativ gab die Patientin starke Kopfschmerzen an und es fielen erhöhte Blutdruckwerte von 160/110 mmHg sowie eine ausgeprägte Proteinurie auf.

Postoperative exazerbierte die Hypertonie mit Spitzenwerten von 194/121 mmHg so dass mit Urapidil i.v. begonnen wurde. Zusätzlich wurde mit Magnesiumsulfat 20 ml/h zur Krampfprophylaxe begonnen und Dexamethason 12 mg i.v. gegeben. 4 Stunden post-OP entwickelt die Patientin unter Therapie ein fulminates HELLP-Syndrom mit Nierenversagen, so dass sie auf die Intensivstation verlegt wurde.

Im Verlauf zeigte sich ein schweres akutes Nierenversagen AKIN III, so dass mit einer Hämodialyse begonnen wurde. In der erweiterten Diagnostik zeigte sich eine thrombotische Mikroangiopatie sowie Tubulusnekrose. Eine Woche nach Aufnahme auf die ITS und Therapiefortführung normalisierten sich alle Parameter. Die Entlassung wurde auf dringenden Wunsch der Patientin am 14. postoperativen Tag freigegeben.

Fazit:

Ein HELLP-Syndrom kommt in 0,5%-0,9% aller Schwangerschaften vor. Davon treten ca. 30% erst 48 Stunden postpartum auf. Eine unspezifische Klinik, sowie der plötzlich einsetzende und fulminante Verlauf dieses Syndroms können zur Diagnoseverzögerung und somit möglicherweise zum letalen Ausgang führen.