Zusammenfassung
Die Zahl der Schweizer Migrationsbevölkerung, die an Diabetes mellitus Typ 2 (DM II)
erkrankt, nimmt stetig zu. Die kulturelle Herkunft dieser Patienten präsentiert sprachliche,
wirtschaftliche und kulturelle Barrieren und stellt an das Gesundheitswesen neue Herausforderungen.
Für eine hochwertige und kultursensible Behandlung und Pflege ist ein vertieftes Wissen
über das subjektive Erleben der Erkrankung aus Sicht der Schweizer Migrationsbevölkerung
elementar. Hierzu liegen jedoch kaum Erkenntnisse vor. Um ein tieferes Verständnis
für das Erleben und den alltäglichen Umgang mit der Krankheit zu gewinnen, wurde ein
qualitativer Ansatz in Anlehnung an die Grounded Theory nach Corbin und Strauß (1996)
gewählt. Das theoretische Sampling für die 5 Interviews mit Betroffenen aus dem ehemaligen
Jugoslawien erfolgte im Rahmen des iterativen Prozesses. Das zentrale Phänomen zeigte
sich im Spannungsfeld durch das Leben in 2 Kulturen. Die Betroffenen wohnen in der
Schweiz und verbringen jährlich mehrmals längere Zeit im Herkunftsland. Das Krankheitsmanagement
in den beiden Lebensalltagen weicht voneinander ab. Unterschiede zeigen sich im Tagesrhythmus
oder im Verständnis der eigenen sozialen Rolle und beeinflussen bspw. das Ernährungs-
und Therapieverhalten ebenso wie das subjektive Krankheitserleben. Die Studie zeigt,
dass in ein erfolgreiches Selbstmanagementprogramm für Diabetespatienten aus dem ehemaligen
Jugoslawien beide Alltagswelten integriert werden müssen.
Abstract
Type 2 diabetes is on the increase among the Swiss immigrants. The cultural background
of patients presents new linguistic and sociocultural barriers and gains in importance
for health care. In order to develop patient-centred care, it is necessary to focus
on different sociocultural aspects in everyday life and experiences of immigrants
from the former republics of Yugoslavia with diabetes who have rarely been studied
in Switzerland. Based on these insights the needs for counselling can be identified
and nursing interventions can be designed accordingly. Using the Grounded Theory approach,
5 interviews were analysed according to the Corbin and Strauss coding paradigm. The
central phenomenon found is the experience to live in 2 different cultures. The complexity
arises from the tension living in 2 cultural backgrounds at the same time. It turns
out that in the country of origin the immigrants adjust their disease management.
The changing daily rhythm and the more traditional role model affect aspects of their
disease management such as diet and/or drug therapy. The different strategies impact
the person’s roles, emotions, their everyday lives and their families. It provides
an insight into the perspective of Swiss immigrants from the former republics of Yugoslavia
suffering from diabetes. Many questions are still unanswered and further research
will be required.
Schlüsselwörter Diabetes mellitus Typ 2 - transkulturelle Pflege - Migration
Key words diabetes mellitus type 2 - transcultural nursing - migration