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DOI: 10.1055/s-0035-1549773
Beeinflusst die Typ-1-Diabetesdiagnose in früher Kindheit die Lebenschancen im jungen Erwachsenenalter?
Fragestellung: Aktuelle Daten weisen auf psychische Risiken durch Dyglykämien bei sehr jungen Kindern mit T1DM hin. Lebenschancen und Belastungen junger Erwachsener mit einer Diabetesdiagnose vor dem 6. Lebensjahr werden denen von später an T1DM erkrankten Patienten gegenübergestellt.
Methode: In einer Querschnittsstudie (26 Niedersächsische Diabeteseinrichtungen) beantworteten Patienten mit T1DM (Alter: 19 – 30 Jahre, Diabetesdiagnose vor 18. Lebensjahr) einen strukturierten Fragebogen. Er umfasste soziodemographische Angaben (u.a. Schulabschluss), validierte Instrumente zum Wohlbefinden (WHO-5), zu Angst und Depression (HADS) und zu diabetesspezifischen Belastungen (PAID).
Ergebnisse: 306 Patienten (Alter 24,1 ± 3,5 Jahre; Diabetesdauer 11,7 ± 5,8 Jahre; 47% weiblich; 43% CSII) nahmen teil (Ablehnungsquote 4%). Davon waren 50 vor dem 6. Lebensjahr erkrankt, 83 zwischen 6 und 12 Jahren, 72 zwischen 12,1 und 16 Jahren, 101 zwischen 16,1 und 18 Jahren. Das mittlere HbA1c in den Gruppen betrug: 8,7 ± 1,7%; 8,1 ± 1,6%; 8,4 ± 1,6%; 8,1 ± 1,7%; p = 0,118. Das Wohlbefinden (WHO-5) unterschied sich zwischen den Gruppen nicht (p = 0,324), ebenso nicht die Ausprägung von Angst und Depression (HADS). Jedoch war die diabetesspezifische Belastung bei den Früherkrankten (< 6 Jahre) geringer (PAID: 21,0 ± 14,7; 30,2 ± 22,3; 28,8 ± 19,5; 25,5 ± 19,5; p = 0,046). Als höchsten Schulabschluss gaben 49% ein Abitur an, 39% einen Realschulabschluss, 11% Hauptschulabschluss, kein Teilnehmer hat die Schule abgebrochen. Dabei ergab sich zwischen den Diagnosealtersgruppen sich kein signifikanter Unterschied (p = 0,381).
Schlussfolgerung: Kinder mit einer Diabetesdiagnose vor dem 6. Lebensjahr erreichen in Niedersachsen die gleichen höchsten Schulabschlüsse wie Stoffwechselgesunde oder später Erkrankte. Ihre diabetesspezifische Belastung im jungen Erwachsenenalter ist geringer als bei späterer Manifestierten. Unten den Versorgungsbedingungen in Deutschland können hier keine Nachteile durch eine frühe Diabetesmanifestation belegt werden.