kleintier konkret 2015; 18(03): 49-50
DOI: 10.1055/s-0035-1550104
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Fall 9: 10 Wochen alter Schweizer Sennenhundwelpe mit Fieber unklarer Genese

Sarah Hanemann
Klinik für Kleintiere, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig
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Publication Date:
30 June 2015 (online)

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Abb. 1 Laterolaterale Röntgenaufnahme der mittleren und kaudalen LWS.
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Abb. 2 Sonografische Darstellung der kaudalen LWS im Längsschnitt.

Ein 10 Wochen alter Schweizer Sennenhundwelpe wurde aufgrund von Apathie und Dolenz in der Bewegung vorstellig. Er zeigte bereits seit 1 Woche Probleme beim Aufstehen und einen steifen Gang in den Hintergliedmaßen. Eine symptomatische analgetische Therapie durch den Haustierarzt brachte nur eine kurzfristige Besserung.

Bei der klinischen Untersuchung war das Allgemeinbefinden leicht gestört und die innere Körpertemperatur lag bei 39,9 °C. Das Abdomen war leicht angespannt und geringgradig dolent. Zudem zeigte der Welpe eine deutliche Bewegungsunlust und Schmerzhaftigkeit in der Bewegung. Bei der neurologischen Untersuchung waren zudem eine ausgeprägte Dolenz bei Palpation der mittleren Brust- und kaudalen Lendenwirbelsäule sowie eine fragliche Dolenz im Halswirbelsäulenbereich auffällig.

Zur weiteren Diagnostik wurde eine Röntgenuntersuchung der mittleren und kaudalen Lendenwirbelsäule im laterolateralen Strahlengang angefertigt sowie eine sonografische Untersuchung des Abdomens zur Abklärung des Fiebers durchgeführt.

  • Welche Befunde können Sie auf dem dargestellten Röntgenbild erheben?

  • Welche Verdachtsdiagnose ergibt sich aus den sonografisch sichtbaren Befunden?

  • Welche weiterführende Diagnostik würden Sie einleiten?

  • Befunde Röntgen

➊ verengter Zwischenwirbelspalt zwischen L5 und L6

➋ die zueinander gewandten Endplatten von L5 und L6 wirken lytisch

  • Befunde Sonografie

➌ reflexarme Zubildung ventral des Zwischenwirbelspalts bei L5

  • Verdachtsdiagnose

Diskospondylitis

  • Weiterführende Diagnostik

MRT-Untersuchung

➍ Verengung des Zwischenwirbelspalts zwischen L5 und L6; die zueinander gewandten Endplatten von L5/L6 zeigen sich hyperintens, der Nucleus pulposus der Bandscheibe L5 und L6 stellt sich mit vermindertem Signal dar

➎ deutliche Hyperintensität der hypaxialen Muskulatur und des umliegenden Weichteilgewebes ventral der Wirbelsäule

➏ Brustwirbelsäule: geringgradige Verengung der Zwischenwirbelspalte T5–T9, vermindertes Signal des Nucleus pulposus der Bandscheiben

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Abb. 1 Laterolaterale Röntgenaufnahme der mittleren und kaudalen LWS.
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Abb. 2 Sonografische Darstellung der kaudalen LWS im Längsschnitt.
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Abb. 3 Sagittale Schnittebene der T2-gewichteten MRT-Untersuchung der Lenden- (a) und Brustwirbelsäule (b); Schichtdichte 3,0 mm.

Punktion der Bandscheibe

Eine Aspiration von Bandscheibenmaterial im betroffenen Bereich mit zytologischer und bakteriologischer Untersuchung (aerob und anaerob), Antibiogramm und mykologischer Untersuchung des Aspirats wurde durchgeführt. Aus dem Bandscheibenaspirat wurde Streptococcus canis nachgewiesen.

Weitere Untersuchungen zur Primärherdidentifikation (Haut- und Maulhöhlenuntersuchung, sonstige sonografische Diagnostik, Harnuntersuchung) waren unauffällig.

  • Weiterer Verlauf

Auf Grundlage des durchgeführten Antibiogramms wurde Amoxicillin plus Clavulansäure in einer Dosierung von 20 mg/kg alle 12 h über 3 Monate eingesetzt. Als entzündungs- und schmerzhemmendes Medikament wurde Robenacoxib (2 mg/kg alle 24 h) über 3 Wochen verabreicht. Bei der Kontrolluntersuchung 10 Wochen nach der Diagnosestellung stellte sich der Hund klinisch unauffällig dar. Röntgenologisch war der betroffene Zwischenwirbelspalt kollabiert, die Endplatten waren vermehrt sklerotisch, jedoch relativ scharf begrenzt, und eine Schwellung war nicht zu erkennen.

  • Erläuterung

Als Ursachen für eine Diskospondylitits treten sowohl bakterielle als auch mykotische Infektionen auf. Neben der hämatogenen Verbreitung von Infektionserregern aus dem Urogenitaltrakt, der Maulhöhle (Zahnwechsel), der Haut, sowie einhergehend mit einer Endokarditis, treten Diskospondylitiden auch postoperativ nach Routineeingriffen wie Kastrationen auf. Im vorliegenden Fall konnte kein Primärherd identifiziert werden.

 
  • Literatur

  • 1 Burkert BA, Kerwin SC, Hosgood GL et al. Signalement and clinical features of disco-spondylitis in dogs: 513 cases (1980–2001). J Am Vet Med Assoc 2005; 227 (2): 268-275
  • 2 Finnen A, Blond L, Parent J. Case Report: Cervical discospondylitis in 2 Great Dane puppies following routine surgery. Can Vet J 2012; 53: 531-534
  • 3 Harris JM, Chen AV, Tucker RL, Mattoon JS. Clinical features and magnetic resonance imaging characteristics of discospondylitis in dogs: 23 cases (1997–2010). J Am Vet Med Assoc 2013; 242 (3): 359-365