Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2015; 12 - A43
DOI: 10.1055/s-0035-1550483

Das metastasierte Mammakarzinom als chronische Erkrankung: Stellenwert der palliativen endokrinen Therapie

U Güth 1, 2, 3, A Schötzau 4, S Schmid 5, 6
  • 1Kantonsspital Winterthur, Klinik für Gynäkologie, Winterthur, Schweiz
  • 2Kantonsspital Winterthur, „Brustzentrum Senosuisse“, Winterthur, Schweiz
  • 3Universitätsspital Basel, Frauenklinik, Basel, Schweiz
  • 4Eudox Institut für Biomathematik, Basel, Schweiz
  • 5Spital Grabs, Frauenklinik, Grabs, Schweiz
  • 6Brustzentrum St. Gallen, St. Gallen, Schweiz

Einleitung/Zielsetzung:

Die Studie untersucht wie häufig, mit welchem Erfolg und wie lange palliative endokrine Therapien bei Mammakarzinompatientinnen zum Einsatz kamen.

Material & Methoden:

Aus der Mammakarzinom-Datenbank der Basler Universitäts-Frauenklinik wurden die Fälle aller Patientinnen untersucht, die in einem 20-Jahres-Zeitraum (1990 – 2009) bei hormonrezeptorpositiven Karzinomen Fernmetastasen entwickelten (n = 205).

Ergebnisse:

Bei 165 Patientinnen (80,5%) war die endokrine Therapie Teil der palliativen Behandlung. Die Noncompliance-Rate betrug 1,5%. Bei 67 Patientinnen (40,6%) kamen in der Palliativsituation keine anderen antineoplastischen Therapien zur Anwendung. Im Durchschnitt kamen zwei endokrine Therapielinien zur Anwendung. Die mediane Dauer endokriner Therapien betrug 18 Monate. Die Non-persistence-Rate lag bei 4,3%. Nach Diagnose der Fernmetastasen betrug die mittlere Überlebenszeit 34 Monate. Bei den Patientinnen, die nach der Metastasendiagnose länger als 9 Monate überlebten (n = 145; 87,9%), war in 70,6% der Überlebenszeit die endokrine Therapie die einzige antineoplastische Therapie. Patientinnen, die zum Zeitpunkt der Metastasendiagnose „Hormontherapie-naiv“ waren, zeigten ein besseres Ansprechen auf die endokrine Therapie, eine längere Therapiedauer und eine längere Überlebenszeit (jeweiliger p-Wert: < 0,001) als diejenigen, die in der adjuvanten Situation bereits eine endokrine Therapie erhalten hatten.

Zusammenfassung:

Die palliative Therapie des Mammakarzinoms erlaubt häufig eine langfristige Betreuung nach den Behandlungsprinzipien einer chronischen Erkrankung. Die endokrine Therapie ist dabei wichtiger Teil des palliativtherapeutischen Gesamtkonzepts. Nur in 20% der Fälle kommt sie nicht mehr zum Einsatz. Bei Patientinnen, die nach Diagnose der Fernmetastasen längere Überlebenszeiten aufwiesen, konnte die Erkrankung über etwa 70% der Überlebenszeit allein durch eine endokrine Therapie kontrolliert und stabilisiert werden. In der Palliativsituation brechen nur wenige Patientinnen eine laufende und wirksame endokrine Therapie ab.