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DOI: 10.1055/s-0035-1550483
Das metastasierte Mammakarzinom als chronische Erkrankung: Stellenwert der palliativen endokrinen Therapie
Einleitung/Zielsetzung:
Die Studie untersucht wie häufig, mit welchem Erfolg und wie lange palliative endokrine Therapien bei Mammakarzinompatientinnen zum Einsatz kamen.
Material & Methoden:
Aus der Mammakarzinom-Datenbank der Basler Universitäts-Frauenklinik wurden die Fälle aller Patientinnen untersucht, die in einem 20-Jahres-Zeitraum (1990 – 2009) bei hormonrezeptorpositiven Karzinomen Fernmetastasen entwickelten (n = 205).
Ergebnisse:
Bei 165 Patientinnen (80,5%) war die endokrine Therapie Teil der palliativen Behandlung. Die Noncompliance-Rate betrug 1,5%. Bei 67 Patientinnen (40,6%) kamen in der Palliativsituation keine anderen antineoplastischen Therapien zur Anwendung. Im Durchschnitt kamen zwei endokrine Therapielinien zur Anwendung. Die mediane Dauer endokriner Therapien betrug 18 Monate. Die Non-persistence-Rate lag bei 4,3%. Nach Diagnose der Fernmetastasen betrug die mittlere Überlebenszeit 34 Monate. Bei den Patientinnen, die nach der Metastasendiagnose länger als 9 Monate überlebten (n = 145; 87,9%), war in 70,6% der Überlebenszeit die endokrine Therapie die einzige antineoplastische Therapie. Patientinnen, die zum Zeitpunkt der Metastasendiagnose „Hormontherapie-naiv“ waren, zeigten ein besseres Ansprechen auf die endokrine Therapie, eine längere Therapiedauer und eine längere Überlebenszeit (jeweiliger p-Wert: < 0,001) als diejenigen, die in der adjuvanten Situation bereits eine endokrine Therapie erhalten hatten.
Zusammenfassung:
Die palliative Therapie des Mammakarzinoms erlaubt häufig eine langfristige Betreuung nach den Behandlungsprinzipien einer chronischen Erkrankung. Die endokrine Therapie ist dabei wichtiger Teil des palliativtherapeutischen Gesamtkonzepts. Nur in 20% der Fälle kommt sie nicht mehr zum Einsatz. Bei Patientinnen, die nach Diagnose der Fernmetastasen längere Überlebenszeiten aufwiesen, konnte die Erkrankung über etwa 70% der Überlebenszeit allein durch eine endokrine Therapie kontrolliert und stabilisiert werden. In der Palliativsituation brechen nur wenige Patientinnen eine laufende und wirksame endokrine Therapie ab.