Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A12
DOI: 10.1055/s-0035-1551586

Jenaer Beckenendlagen-Management

T Groten 1, U Schneider 1, E Schleußner 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Abteilung für Geburtshilfe.

Fragestellung: In Deutschland werden über 90% aller Kinder aus Beckenendlage per Sectio geboren. Ziel unseres Konzeptes ist es den Schwangeren im Rahmen der Geburtsplanung die Option auf eine Spontangeburt zu eröffnen. Deshalb werden alle betroffenen Schwangeren immer über die Möglichkeiten der äußeren Wendung und über die Spontangeburt aus Beckenendlage als Alternativen zur primären Sektio aufgeklärt. Die äußere Wendung wird dabei grundsätzlich allen Frauen angeboten, es findet keine Selektion (FW-Menge, Größe, Plazentasitz, Uterusmalformation, Z.n. Sektio) statt.

Methodik: Retrospektive Analyse von 220 Schwangeren, die sich mit einer Einlingsschwangerschaft und Beckenendlage in Terminnähe zur Geburtsplanung in den Jahren 2011 bis 2014 in der Universitätsfrauenklinik Jena vorstellten.

Ergebnisse: Bei 111 (50%) Patientinnen wurde ein Wendungsversuch durchgeführt. Eine Komplikation gab es in keinem Fall. Eine stationäre Aufnahme wegen initial nach Wendung suspektem CTG wurde in 2 Fällen angeraten, die beide im weiteren Verlauf unauffällig blieben. Die Drehung in die Schädellage war bei 31 (28%) erfolgreich. Davon wurden 20 spontan, 4 vaginal-operativ und 4 per sekundärer Sectio entbunden (7 drop out). Nach erfolglosem Wendungsversuch wünschten 19 Frauen eine primäre Sectio (17%), während 61 eine vaginale BEL Entbindung anstrebten (55%). Aus dieser Gruppe wurden 35 Frauen (31%) vaginal entbunden, so dass insgesamt 55 Kinder (49%) nach Wendungsversuch spontan geboren wurden. Bei 21 Frauen mit vaginalem Entbindungsversuch wurde eine sekundäre Sectio notwendig (34%). Von den Schwangeren, die keinen Wendungsversuch wünschten, haben 26 (23%) spontan aus BEL geboren. Somit lag die vaginale Entbindungsfrequenz bei BEL insgesamt in unserer Klinik bei 32% (61 von 189 Schwangeren mit BEL).

Schlussfolgerung: Die Wendung ist ein sicheres und bei uns in etwa einem Drittel erfolgreiches Verfahren, dass geeignet erscheint die Spontangeburtenrate bei in Terminnähe in Beckenendlage liegenden Kinder deutlich zu erhöhen. Entsprechend den internationalen Leitlinien (RCOG) sollte deshalb der Versuch der äußeren Wendung fester Bestandteil im Management der Beckenendlage am Termin sein.