Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A14
DOI: 10.1055/s-0035-1551588

Geburtshilfliche Risiken nach Konisation – retrospektive Auswertung in unserem Patientenkollektiv

Y Jäger 1, S Seeger 1
  • 1Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe; zertifiziertes Perinatalzentrum Level I, Halle/Saale

In Deutschland werden aufgrund HPV-assoziierter Zervixdysplasien jährlich mehr als 100000 Konisationen durchgeführt. Die meisten der betroffenen Frauen befinden sich im reproduktiven Alter.

Der operative Eingriff erhöht für spätere Schwangerschaften das Risiko für eine Zervixinsuffizienz oder einen vorzeitigen Blasensprung. Das Risiko einer Frühgeburt verdoppelt sich. Auch eine höhere Sectio-Rate wird nach Konisation in einigen Studien beschrieben.

Wir haben retrospektiv die Daten von 100 Patientinnen ausgewertet, die eine Konisation in der Eigenanamnese hatten und in unserem Perinatalzentrum zwischen 02/2011 und 09/2014 entbunden worden sind. Die erhobenen Daten wurden einem Vergleichskollektiv ohne Konisation gegenübergestellt.

Es erfolgte die Auswertung in beiden Patientengruppen bezüglich Geburtsmodus sowie Komplikationen wie vorzeitiger Blasensprung und Frühgeburtlichkeit.

Ziel sollte die Darstellung der geburtshilflichen Risiken nach Konisation in unserem eigenen Patientenkollektiv sein.

Wir konnten in unserem Patientenkollektiv ein höheres Risiko für das Auftreten einer Frühgeburt < 37 SSW bei Zustand nach Konisation beobachten (14% vs. 10,5%). Gerade der Anteil der frühen und klinisch relevanten Frühgeburtlichkeit < 34 SSW war in der Konisationsgruppe deutlich höher (7% vs. 2%). Die Notwendigkeit der Hospitalisation in der Schwangerschaft aufgrund einer Zervixinsuffizienz (6% vs. 2,5%) sowie die Indikation einer Cerclage (3% vs. 0%) waren nach Konisation häufiger gegeben.

Wir konnten eine insgesamt höhere Sectio-Rate in der Konisationsgruppe gegenüber der Vergleichsgruppe (35% vs. 25,5%) beobachten.

Ein besonderes Augenmerk hatten wir auf die peripartalen Komplikationen wie protrahierter Geburtsverlauf, Geburtsstillstand oder frustrane Geburtseinleitung gelegt. Diese waren in unserem Kollektiv nach Konisation nicht häufiger zu sehen als in der Vergleichsgruppe.

Es bestätigt sich auch in unserem Patientenkollektiv ein höheres Risiko für geburtshilfliche Komplikationen nach Konisation.

Aufgrund der erhöhten geburtshilflichen Komplikationsrate erfordert die Konisation bei Frauen ohne abgeschlossenen Kinderwunsch eine besonders strenge Indikationsstellung und eine individuelle Aufklärung. Es sollten zuvor alle weniger invasiven Maßnahmen ausgeschöpft sein und gerade bei geringergradigen Neoplasien sollte die Möglichkeit eines konservativen Managements berücksichtigt werden.