Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A17
DOI: 10.1055/s-0035-1551591

Uterusruptur nach Spontanpartus mit schwerer Schulterdystokie

A Tauscher 1, J Einenkel 2, H Stepan 1
  • 1Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig

Fragestellung:

In folgender Falldarstellung schildern wir den Verlauf eines Spontanpartus mit schwerer Schulterdystokie und postpartal diagnostizierter gedeckter Uterusruptur.

Methodik:

Case report.

Ergebnisse:

Bei der 30-jährigen III Gravida II Para wurde in der 41,3 SSW wegen Terminüberschreitung eine Geburtseinleitung durchgeführt. Es handelte sich um einen Zustand nach zweimal Spontanpartus jeweils in der 42. SSW 2007 (3930 g) und 2009 (3780 g). Das sonografische Schätzgewicht bei Aufnahme betrug 4260 g (AU 38,5 cm; KU 34 cm), eine entsprechende Aufklärung war erfolgt. Nach zweimaliger Misoprostolgabe und Blasensprung kommt es zu regelmäßigen Wehen mit zügigem Geburtsfortschritt. Die folgende Schulterdystokie nach Geburt des Köpfchens wurde nach Durchführung sämtlicher Manöver (3 x McRoberts; suprasymphysärer Druck, Manöver nach Woods und Rubin) schließlich durch eine Lösung des hinteren Armes gelöst und der makrosome Fet in reduziertem AZ geboren (Junge; 4700 g; KU 36 cm; Länge 57,5 cm; APGAR 2/4/4; pH 7,11; pH im Alter von 7 Minuten 6,91; BE -22). Der postpartale Wochenbettverlauf gestaltete sich zunächst komplikationslos. Die Entlassung der Mutter erfolgte kreislaufstabil mit einem Hb von 5,9 mmol/l am 3. Tag postpartum. Am 11. Tag postpartum stellte sich die Patientin mit uncharakteristischen, leichten rechtsseitigen UB Schmerzen mit Ausstrahlung in die Inguinalregion beim Gynäkologen vor. Es wurde ein parametranes Hämatom rechts diagnostiziert. Bereits sonografisch wurde der Verdacht auf einen Wanddefekt des Uterus gestellt. Die Uterusruptur wurde im MRT bestätigt. Nach ausführlicher Befundbesprechung und Erläuterung der OP Möglichkeiten – Rekonstruktion der Ruptur vs. abdominale Hysterektomie – wünscht die Patientin bei abgeschlossener Familienplanung ausdrücklich die Hysterektomie. Diese erfolgte mit komplikationslosem intra- und postoperativem Verlauf am 14. postpartalen Tag.

Schlussfolgerung:

Die Schulterdystokie ist bei einer Inzidenz von 0,5% ein seltener unvorhersehbarer geburtshilflicher Notfall mit bekannter hoher neonatologischer und maternaler Morbidität. In unserem Fall kam es neben der schweren fetalen Asphyxie zu einer gedeckten Ruptur des Uterus. Wie unser Fallbeispiel zeigt, sind trotz zügigem Erkennen und leitliniengerechter Intervention Komplikationen nicht immer vermeidbar. Die präparatale Beurteilung der Risikofaktoren, insbesondere bei Makrosomie (Risiko 10% > 4500 g) und Zustand nach Schulterdystokie (Risiko 13,8%) sowie die daraus resultierende Beratung und Aufklärung der Mutter haben bei der Prävention der Schulterdystokie einen hohen Stellenwert.