Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A24
DOI: 10.1055/s-0035-1551598

Differentialdiagnose „Maternal Dengue Fever“: a case report from the Philippines

S Jeschke 1, P Wimberger 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Dengue-Fieber ist eine virale Erkrankung, welche durch Aedes-Stechmücken übertragen wird und in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet ist. 390 Millionen Infektionen mit dem Flavivirus pro Jahr werden geschätzt. Bei ca. 500.000 Patienten wird ein schwerer Krankheitsverlauf (Hämorrhagisches Denguefieber, Dengue-Schock-Syndrom) beobachtet, verantwortlich für rund 25.000 Todesfälle weltweit. Die Therapie ist symptomatisch, eine prophylaktische Impfmöglichkeit gibt es bislang noch nicht. Trotz der hohen Prävalenz existieren kaum Studien zu mütterlichen und fetalen Auswirkungen bei Infektion in der Schwangerschaft.

Kasuistik:

Vorstellung einer 26-jährigen III. Gravida II. Para im Community Health Care Center Buda/Mindanao mit Fieber bis 39,1 °C, Kopfschmerzen und Schwindel in der 28. SSW. Stationäre Aufnahme nach sonographisch unauffälligem fetalen Befund zur i.v.-Antibiose mit Ampicillin bei nitritpositivem Harnwegsinfekt sowie zur antipyretischen Therapie mit Paracetamol. Weiterhin Antibiose mit Metronidazol p.o. bei Trichomoniasis. Hbs-Ag positiv.

Nach weiteren 2 Tagen mit rezidivierendem Fieber bis 38,5 °C plötzlicher Blutdruckabfall bis auf 50/35 mmHg bei maternaler Tachykardie bis 140 spm. Fetale Bradykardie um 100 spm. Weitere Symptome wie epigastrische Schmerzen und Verwirrtheitszustände kommen hinzu. Laborchemisch ist ein Thrombozytenabfall auf 71.000 GPt/l, ein Hb-Abfall auf 8,2 mg/dl und ein deutlicher Anstieg des Kreatinins auf 2,78 ng/dl nachweisbar. Symptomatische Therapie i.S. Infusionstherapie mit D5-RL 3000 ml/24h, Paracetamol, Umstellung der Antibiose auf Ceftriaxon, Sauerstoffgabe und Diazepam. Infektionsserologie aufgrund limitierter Ressourcen nicht durchführbar. Differentialdiagnostische Überlegungen schließen neben Dengue das HELLP-Syndrom, Typhus, Hepatits, Malaria und Tuberkulose mit ein. Bei fehlendem Durchfall, fehlendem Ikterus sowie komplett rückläufiger Klinik und Paraklinik in den nächsten 5 Tagen scheint das Dengue-Fieber die wahrscheinlichste Diagnose zu sein. Bei der Entlassungsuntersuchung musste neu ein Oligohydramnion mit AFI 6 diagnostiziert werden.

Fazit: Derzeit scheint es anhand der publizierten Daten unklar, ob eine pränatale Dengue-Infektion ernsthafte Folgen für Mutter und Kind haben kann. In Studien mit vorwiegend kleiner Fallzahl wurde bei symptomatischer Dengue-Infektion während der Schwangerschaft eine höhere Rate an intrauterinem Fruchttod, Frühgeburtlichkeit und fetaler Wachstumsretardierung beobachtet. Bei schwerem Krankheitsverlauf direkt präpartal besteht aufgrund der Thrombozytopenie das Risiko einer Hämorrhagie für Mutter und Kind. Ein entsprechendes geburtshilfliches Management ist erforderlich.