Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A27
DOI: 10.1055/s-0035-1551601

Das Mona-Lisa-Syndrom – die idiopathische periphere Fazialisparese in der Schwangerschaft

B Scholz 1, S Seeger 1
  • 1Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Die idiopathische periphere Fazialisparese (Bell's palsy) ist die häufigste Hirnnervenläsion. Sie tritt mit einer jährlichen Prävalenz von 7 – 40/100000 Einwohner auf. Das Erkrankungsrisiko ist während der Schwangerschaft um das fast Dreifache erhöht und Defektheilungen werden häufiger beschrieben.

Fragestellung: Wir berichten über eine 37- jährige II. Gravida/I. Para, die sich in der 39. Schwangerschaftswoche mit Verdacht auf intrauterine Wachstumsretardierung und einer seit der 34. SSW bestehenden idiopathischen peripheren inkompletten Fazialisparese links vorstellte. Die Entwicklung der Schwangerschaft verlief bis dahin unauffällig. Zum Vorstellungszeitpunkt fand sich sonographisch eine noch zeitgerecht entwickelte Gravidität und eine isolierte maternale Proteinurie. Die Laboruntersuchungen bezüglich einer infektiösen Ursache der Fazialisparese waren negativ. Aufgrund der Schwangerschaft wurden auf eine weiterführende Diagnostik in Form von MRT des Kopfes und eine Liquorpunktion verzichtet.

Welche Behandlungsoptionen ergeben sich in dieser Situation?

Methodik: Fallbeschreibung einer Patientin und elektronische Literaturdatenbankrecherche zum vorliegenden Thema.

Ergebnisse: Die therapeutischen Optionen bezüglich der Fazialisparese umfassten im speziellen Fall der Patientin die Gabe von Prednisolon nach festgelegtem Schema, symptomatisch die Applikation eines Augengels und eines Uhrglasverbandes zur Nacht.

Die Patientin hat in der 39/3. SSW komplikationslos spontan ein Mädchen geboren. Postpartal besserte sich die neurologische Symptomatik, es kam nahezu zur Komplettremission.

Schlussfolgerung: Das Mona-Lisa-Syndrom ist eine Erkrankung mit unklarer Ätiologie. Man vermutet, dass hormonell bedingte Veränderungen während Schwangerschaft (Ödemneigung) und Herpes simplex1-Virusinfektion eine Rolle spielen könnten. Die medikamentöse Gabe von Steroiden und die symptomatische Maßnahmen zum Schutz der Hornhaut gehören zur Standardtherapie. Je nach Schweregrad der Parese kann die Patientin bei insgesamt günstiger Prognose die häufig beruhigt werden. Schwangerschaftsassoziierte Fazialisparesen haben eine etwas ungünstigere Prognose. Defektheilungen finden sich häufiger. Bei fehlender Regeneration besteht nach der Entbindung die Option zur operativen Korrektur