Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A37
DOI: 10.1055/s-0035-1551611

Stevens-Johnson-Syndrom während first-line Chemotherapie bei metastasiertem Brustkrebs – Eine Fallvorstellung

F Skudlarek 1, M Papapanagiotou 2, K Kast 1, P Wimberger 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Dresden
  • 2Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Dresden

Fragestellung:

Das Stevens-Johnson-Syndrom ist eine allergische Arzneimittelreaktion der Haut, welche zu einer Nekrose der Keratinozyten führt. Da solch schwere dermatologische Nebenwirkungen selten im Rahmen einer Chemotherapie auftreten, soll anhand eines exemplarischen Falles Klinik, Therapie und Verlauf näher beleuchtet werden.

Methodik:

Es erfolgt eine Fallvorstellung zur Veranschaulichung einer möglichen schwerwiegenden Komplikation während einer Chemotherapie.

Ergebnisse:

An der Universitätsklinik Dresden wurde eine 53-jährige Patientin mit primär pulmonal, hepatisch, lymphogen, ossär und kutan metastasierten exulzerierendem Mammakarzinom betreut. Aufgrund des hohen Therapiedruckes bei Metastasen-bedingtem Leberversagen mit Ikterus erhielt die Patientin zunächst eine wöchentliche Chemotherapie mit 4 Zyklen Paclitaxel mono (80 mg/m2). Nach Therapieeskalation mit Hinzunahme des Anthrazyklins Epirubicin (20 mg/m2) zeigte sich bei der Patientin ein schuppender erythematöser Hautausschlag am gesamten Körper. Diese kutanen Veränderungen waren rasch progredient mit Bildung von schmerzhaften Blasen mit sekundärer Superinfektion. Unter der Diagnose eines Stevens-Johnson-Syndroms wurde zunächst die Hautpflege intensiviert. Bei Toxic Schock Syndrom mit Staphylococcus aureus-Bakteriämie erfolgte die vorübergehende Verlegung auf die Intensivstation. Dort wurde die antibiotische Therapie Resistogramm-gerecht um Flucloxacillin erweitert sowie die Schmerzeinstellung mittels Morphin-Perfusor begonnen. Hierunter kam es zur deutlichen Besserung des Befundes.

Nach zwei Wochen war der Hautbefund, abgesehen von minimalen Resterythemen, nahezu abgeheilt und der Allgemeinzustand der Patientin erheblich gebessert. Inzwischen erfolgt eine antihormonelle Therapie mit Letrozol.

Schlussfolgerung:

Solch gravierende Nebenwirkungen auf Chemotherapeutika sind selten und bedürfen einer interdisziplinären und zeitnahen Betreuung durch die entsprechenden Fachbereiche. Die Letalität des Stevens-Johnson-Syndroms beträgt 10%, jedoch bei Übergang in die Maximalform der toxischen epidermalen Nekrolyse ca. 50%.