Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A44
DOI: 10.1055/s-0035-1551618

Sekundäres Angiosarkom nach Strahlentherapie beim Mammakarzinom

K Keller 1, A Petzold 1, P Wimberger 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus, Dresden

Einleitung:

Angiosarkome der Brust sind extrem seltene bösartige Tumore endovaskulären Ursprungs. Sie treten mit einer Inzidenz 0,04 – 0,2% auf (1). Neben primären Angiosarkomen treten sekundäre Formen auf, die einerseits durch die postoperative Radiatio bei brusterhaltendem Therapiekonzept und andererseits durch die Entwicklung eines Lymphödems nach Axilladissektion (Stewart-Treves-Syndrom) bedingt werden.

Fallberichte:

Wir berichten über 3 Fälle eines sekundären Angiosarkoms nach Radiatio im Rahmen der adjuvanten Mammakarzinomtherapie im Jahr 2014 an unserer Klinik. Die Diagnose Angiosarkom wurde zwischen 7 bis 9 Jahren nach Therapie des Mammakarzinoms gestellt. Die chirurgische Therapie erfolgte in allen Fällen durch Mastektomie. Weiterhin erfolgte in 2 Fällen die adjuvante Strahlentherapie. In einem Fall (Z.n. bilateralem Mammakarzinom) zeigte sich unter laufender Strahlentherapie kontralateral eine Sarkommanifestation, welche erneut durch Mastektomie behandelt wurde.

Diskussion:

Der erste berichtete Fall eines postradiogenen Angiosarkoms der Mamma liegt nach Publikation in den frühen 20er Jahren (2). Die Latenzzeit für das Auftreten liegt typischerweise um die 10 Jahre nach Strahlentherapie, allerdings sind auch Fälle mit einer Zeit von nur 6 Monaten, sowie mehr als 20 Jahren beschrieben (3) (4). Diese strahleninduzierten Angiosarkome sind typischerweise schlecht differenzierte und aggressive Tumore. Die Fünfjahresüberlebensrate beträgt 27 – 48% (5) und ist stark von der Größe der Läsion abhängig (6). Für eine effektive Therapie sind eine frühzeitige Diagnosestellung sowie eine chirurgische Resektion mit großem Sicherheitsabstand notwendig (7). Die Wirksamkeit der Chemotherapie ist unklar (8).

Bei einer Indikation zur Strahlentherapie ist die Gewebetoxizität nach Radiatio zu berücksichtigen. Es gibt Hinweise, dass die hyperfraktionierte Radiatio erfolgreich angewendet werden kann (9).

Literatur:

[1] Erel E., Vlachou E., Athanasiadou M. et al. Management of radiation-induced sarcomas in a tertiary referral centre: A review of 25 cases. Breast. 2010; 19: 424 – 427

[2] De Smet S., Vandermeeren L., Christiaens MR., et al. Radiation-induced sarcoma: Analysis of 46 cases. Acta Chir. Belg. 2008;108: 574 – 579

[3] Travis EL, Kreuther A, Young T, et al. Unusual postirradiation sarcoma of chest wall. Cancer. 1976; 38: 2269 – 2273

[4] Chahin F, Paramesh A, Dwivedi A, et al. Angiosarcoma of the breast following breast preservation therapie and local radiation therapiefor the breast cancer. Breast J. 2001; 7:120 – 123

[5] Quadros CA, Vasconcelos A, Andrade R, et al. Good outcome after neoadjuvant chemotherapy and extended surgical resectio for a large radiation induced high grade breast sarcoma. Int. Semin Surg Onccol. 2006; 3: 18

[6] Barrow BJ, Janjan NA, Gutmann H, et al. Role of radiotherapy in sarcoma of the breast – a retrospective review of the M.D. Anderson experience. Radiother Oncol. 1999; 52:173 – 178

[7] Thissens KM, van Ginkel RJ, Suurmeijer AJ, et al. Radiation-induced sarcoma: A challenge for the surgeon. Ann Surg. Oncol. 2005; 12:237 – 245

[8] Sheth GR, Cranmer LD, Smith BD, et al. Radiation-induced sarcoma of the breast: a systematic review. Oncolgist 2012; 17: 405 – 418

[9] Feigenberg SJ, Mendenhall NP, Reith JD, et al. Angiosarcoma after breast-conserving therapy: Experience with hyperfractionated radiotherapy. Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2002; 52:620 – 626