Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A50
DOI: 10.1055/s-0035-1551624

OAB – Therapie 2015

T Kempe 1
  • 1Praxis für Frauenheilkunde und Urologie, Leipzig

Als überaktive Blase bezeichnen wir die mit imperativem Harndrang einhergehende erhöhte Miktionsfrequenz tags und besonders nachts, ohne dass eine Harnwegsinfektion oder eine andere ursächliche urologische Erkrankung vorliegt. Die Erkrankung kann ohne oder mit Urinverlust einhergehen.

Die Prävalenz von ca. 15% in der Bevölkerung entspricht der des Diabetes mellitus, ist bei Frauen und Männern etwa gleich oft ausgeprägt und nimmt kontinuierlich mit dem Alter zu. Hervorstechendes Problem ist die oft drastische Beeinträchtigung der Lebensqualitätund die soziale Isolation Betroffener.

Leitliniengerecht stehen neben Verhaltens- und Physiotherapie und Estrogenisierung die Anticholinergika im Zentrum der symptomatischen Behandlung. Dabei steht uns eine große Palette effektiver, unterschiedlich selektiver Medikamente zur Verfügung.

Die geringe Therapietreue der Patienten wegen oft drastischer Nebenwirkungen limitiert unsere Möglichkeiten allerdings erheblich. Dabei spielt die cholinerge Gesamtlast, der wir die Patienten in der Summe mit oft zahlreichen anderen nebenbei anticholinerg agierenden Wirkstoffen aussetzen, die entscheidende Rolle.

Neuerdings gibt es mit dem β3-adrenergen Wirkstoff Mirabegron neue hoffnungsvolle Möglichkeiten effektiv zu behandeln – ohne derartige Risiken einzugehen und auch ohne die Blasenkontraktilität gleichzeitig zu beeinträchtigen.

Alternative Chancen der lokalen Blasenbehandlung ohne systematische Einflüsse ergeben sich aus der Installation oder iontophoretischen Einwirkung von Medikamenten und in zunehmendem Maße aus der Injektion von Botulinustoxin.

Insgesamt eröffnet die Vergrößerung der Palette unserer therapeutischen Möglichkeiten eine optimistische Perspektive zu individuellen Therapiekonzepten für unsere Patienten.