Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A55
DOI: 10.1055/s-0035-1551629

Tubenstumpfgravidität nach Salpingektomie – 2 Fallberichte

CE Sadowski 1, L Khachaturyan 1, U Canzler 1, P Wimberger 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden

Fragestellung: Die Inzidenz der Extrauteringravidität (EUG) beträgt etwa 1,3 – 2% aller Schwangerschaften und ist unter anderem aufgrund von Methoden der künstlichen Reproduktion mit ansteigender Tendenz zu beobachten. Etwa 92% der EUG sind dabei im ampullären oder isthmischen Teil der Tube lokalisiert. Es gibt nur wenige Berichte über Schwangerschaften im Tubenstumpf nach Salpingektomie. Moderne diagnostische und therapeutische Möglichkeiten haben zu einer deutlichen Abnahme der Häufigkeit schwerwiegender Komplikationen geführt.

Methodik: Wir berichten über 2 Patientinnen mit Tubenstumpfgravidität nach uni- bzw bilateraler Salpingektomie.

Ergebnisse:

Fall 1: Eine 28-jährige Patientin (Gravida 3, Para 0) stellte sich 4 Wochen nach IVF mit Unterbauchschmerzen, einem ß-HCG von 1700 E/l und sonographisch fehlendem intrauterinem Korrelat vor. Aus der Anamnese war eine bilaterale Salpingektomie bei EUG bekannt. In der Laparoskopie zeigte sich eine Tubenstumpfgravidität rechts, welche komplikationlos exstirpiert werden konnte.

Fall 2: Die Vorstellung der 24-jährigen Patientin (Gravida 5, Para 1) erfolgte bei akutem Unterbauchschmerz in der rechnerisch 6. SSW mit sonographisch reichlich freier Flüssigkeit im Douglas'schen Raum und schmalem Endometrium. Bei einem ß-HCG von 3313 E/l wurde die Indikation zur Laparoskopie bei dringendem Verdacht auf eine EUG gestellt. Intraoperativ zeigte sich eine Blutung aus dem linken Tubenstumpf bei Z.n. unilateraler Salpingektomie. Sichtbares Schwangerschaftsmaterial wurde entfernt und die Blutung mittels Z-Naht versorgt. Trotz histologischem Nachweis von dezidualem Gewebe kam es im postoperativen Verlauf zu einer weiteren ß-HCG-Persitenz des ß-HCG. Nach einer einmaligen intravenösen Gabe von Methotrexat 1 mg/kg KG (MTX) kam es im Verlauf zum regelrechten Abfallen des ß-HCG bis unter die Nachweisgrenze.

Schlussfolgerung: Die Präsentation von Patientinnen mit EUG ist sehr vielfältig. Mittels Transvaginalsonografie und ß-HCG-Bestimmung im Serum ist die Diagnose einer EUG oft zuverlässig vor Eintritt einer Eileiterruptur möglich. Goldstandard in der operativen Behandlung ist die Laparoskopie. Bei niedrigem ß-HCG, beschwerdefreier Patientin und unklarem oder ungüstigem Sitz des Trophoblastgewebes stellt die MTX-Therapie eine gute Therapiealternative dar. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die Möglichkeit einer Tubenstumpfgravidität im Zustand nach Salpingektomie gelegt werden.