Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A56
DOI: 10.1055/s-0035-1551630

Überstimulationssyndrom mit Ovarblutung – ein Fallbericht

A Dippe 1, A Kolterer 1, A Schindelhauer 1, P Wimberger 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden

Fragestellung

Das ovarielle Überstimulationssyndrom (OHHS) alleine stellt eine potentiell lebendbedrohliche Komplikation im Rahmen der assistierten Reproduktionsmedizin dar. Dieses Krankheitsbild geht u.a. mit stark vergrößerten polyzystischen Ovarien, Ödemen und Aszites einher. Desweiteren besteht das geringe Risiko einer Ovarblutung nach transvaginaler Follikelpunktion. Die schwierige Differenzierung zwischen Aszites beim OHSS und Hämato-Abdomen nach Follikelpunktion soll dargestellt werden.

Methodik

Anhand eines Fallbeispieles wird der schwere klinische Verlauf bei Vorliegen eines Überstimulationssyndrom und simultaner Ovarblutung nach Follikelpunktion dargestellt.

Bei einer 37-jährigen Patientin erfolgte in einer auswärtigen Klinik die ovarielle Stimulation und anschließende Follikelpunktion von insgesamt 39 Eizellen. Die Patientin stellte sich einen Tag nach Follikelpunktion mit Unterbauchschmerzen und Spannungsgefühl in unserer Klinik vor. Klinisch imponierte das Bild eines OHSS III° nach WHO. Am Folgetag zeigte sich ein deutlicher Hämoglobin- und Hämatokritabfall, sodass z.A. einer intraabdominalen Blutung die abdominale Punktion erfolgte. Bei Nachweis eines Hämato-Abdomens wurde die Indikation zunächst zur diagnostischen Laparoskopie gestellt. Der intraoperative Situs zeigte 1,2 Liter Blut im Abdomen. Als Blutungsquelle wurde eine diffuse Blutung aus dem durch Einblutungen völlig zerstörten, rechten Ovar identifiziert, sodass eine Konversion zur Laparotomie erfolgte mit rechtsseitiger Oophorektomie. Der weitere postoperative Verlauf gestaltete sich unauffällig, sodass die Patientin nach Transfusion von insgesamt vier Erythrozytenkonzentraten am 7. postoperativen Tag in die Häuslichkeit entlassen werden konnte.

Ergebnisse

Im Rahmen der kontrollierten ovariellen Stimulation mit erfolgter transvaginaler Follikelpunktion ist bei sonografisch freier Flüssigkeit im Abdomen eine Ovarblutung differenzialdiagnostisch in Betracht zu ziehen. Laborchemisch ist vor allem die Anämie mit Hämatokritabfall im Vergleich zur Hämokonzentration beim OHSS wegweisend. Eine abdominelle Punktion bietet die Möglichkeit der Diagnosesicherung eines Hämatoabdomens.

Schlussfolgerung

Das Überstimulationssyndrom ist ein iatrogen herbeigeführter und potentiell lebendbedrohlicher Zustand, der von einer ausgeprägten ovariellen Stimulationsreaktion resultiert. Das simultane Vorliegen einer Ovarblutung im Z.n Follikelpunktion stellt eine schwierige Differenzialdiagnose in diesem Zusammenhang dar.