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DOI: 10.1055/s-0035-1551643
Multimodale Beurteilung der Stabilität von Uterusnarbengewebe bei Z.n. Sectio caesarea – Young's modulus in-vivo und in-vitro – quantitative Sonografie und Zugdehnungsversuch
Fragestellung:
Die Kaiserschnittrate in Deutschland (D) stagniert auf relativ hohem Niveau: 32,7% (2013). In Sachsen-Anhalt (ST) stellten sich konsekutiv im Jahr 2013 alleine 1816 Mütter bei Z.n. Sectio zur Geburtsplanung vor (11,4% aller SS; in D: 13,5%).
67,1% der Patientinnen (Pat.) bei Z.n. Sectio caesarea wurden im Jahr 2013 in ST erneut per Kaiserschnitt von ihrem Kind entbunden. In über 50% dieser Fälle ist die Indikation für eine Re-Sectio caesarea alleinig der Z.n. Kaiserschnitt und somit u.a. die Befürchtung einer Narbenruptur.
Es fehlen den pränatal aufklärenden Ärzten objektive Befunde und valide Studiendaten, die eine risikoadaptierte Beratung ermöglichen. International wird davon ausgegangen, dass kein einzelner Cut-off-Wert für die Stärke des unteren Uterinsegmentes (LUS) definiert werden kann, der Pat. mit erhöhtem Uterus-Rupturrisiko von Pat. mit vertretbarem Risiko trennt. Andere Faktoren – wie die funktionelle Elastizität des LUS – wurden bisher nicht in ausreichendem Maße untersucht.
Das vorgestellte Projekt widmet sich den Fragen: Wie hängen Stärke/funktionelle Elastizität des LUS und Stabilität des LUS bei Z.n. Sectio zusammen? Welche (quantitativen) US-Messmethoden können zur Standardisierung der Risikobetrachtung i.R. der Geburtsplanung bei Z.n. Sectio beitragen?
Methodik:
In-vivo: Das LUS wird sonografisch präoperativ vermessen. Zusätzlich wird die Narbenregion mittels quantitativem Ultraschall untersucht und das Elastizitätsmodul (Young's modulus) berechnet. Zum Einsatz kommt die Point shear-wave elastography (pSWE = acoustic radiation force impulse (ARFI) quantification; Siemens Acuson S3000, Philips EPIQ 7, Toshiba Aplio 500). Das Elastizitätsmodul (Elastic Modulus E) ist ein Kennwert, der den Zusammenhang zwischen Spannung und Dehnung bei der Verformung eines Materials bei linear elastischem Verhalten beschreibt.
Intraoperativ: Ultraschallgestützte Vermessung und Präparation des unteren Uterinsegmentes sowie Exstirpation der Narbenregion.
In-vitro: Unmittelbar nach Exstirpation wird das Narbengewebe zunächst erneut sonografisch vermessen und das E-Modul ex-vivo (dynamisch) bestimmt. Es schließt sich der Zug-Dehnungs-Versuch an. Über einen Motor wird das LUS schrittweise (bei gleichzeitiger Protokollierung der Kraft mittels Sensor) gestreckt. Online wird aus den Messwerten ein Kraft-Weg-Diagramm erstellt, und die Hooke'sche Gerade ermittelt. Weiterhin werden E-Modulus (statisch), Yield Point (Beginn plastischer Verformung) und Break point (Bruchdehnung) berechnet.
Ergebnisse:
Erstmals werden präliminäre Daten zur Korrelation der sonografischen LUS/Myometrium/Narben-Messungen und der funktionellen Elastizitäts-Marker (in-vivo, intraop., in-vitro) präsentiert: E-Modulus-Range: 10 – 20 kPa.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse sind Grundlage einer bereits gestarteten multizentrischen Studie, die prüft, ob sich die Stabilität des unteren Uterinsegmentes bei Z.n. Sectio caesarea durch den Einsatz der quantitativen Sonografie genauer vorhersagen lässt.