Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A71
DOI: 10.1055/s-0035-1551645

Anwendungsbeobachtung Geburtseinleitung mit Misodel® vs. Cytotec® vs. Propess®

J Beyer 1, Y Jäger 2, D Schlembach 3, M Abou-Dakn 4
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Jena, Germany
  • 2Klinikum St. Elisabeth & St. Barbara, Abteilung Geburtshilfe, Halle, Germany
  • 3Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Germany
  • 4St. Joseph Krankenhaus Tempelhof, Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe, Berlin, Germany

Fragestellung:

Zur Geburtseinleitung stehen mehrere Prostaglandine zur Verfügung – Misoprostol oral (Cytotec®), und als Vaginalinsert (Misodel®) sowie Dinoproston als Vaginalinsert (Propess®). Ziel unserer Untersuchungen ist ein Vergleich der Effektivität und Nebenwirkungsrate dieser drei Einleitungsmethoden.

Methodik:

Im Rahmen einer multizentrischen Anwendungsbeobachtung werden standardisiert Daten zur Einleitung bei Terminüberschreitung und aus mütterlicher Indikation ab 40/0 SSW. erfasst. Endpunkte stellten die Einleitungs-Entbindungsdauer (EED), die sekundäre Sectiofrequenz sowie das Auftreten von Nebenwirkungen (Überstimulationen, CTG-Pathologien) dar. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS. Bisher konnten 79 Misodel®-, 24 Propess®- und 66 Cytotec®-Anwendungen ausgewertet werden.

Ergebnisse:

Die EED mit Misodel® von 1072 ± 758 min war vergleichbar zu Cytotec® (972 ± 448 min), beides ist verglichen mit Propess® signifikant kürzer (1734 ± 1027 min). Sectiones nach Misodel®-Anwendung waren bei 21/79 Patientinnen (26,6%), nach Cytotec® in 16/66 Fällen (24,2%) notwendig (p = 0,33) und bei 4/24 Propessanwendungen (16,7%). Dieser Unterschied ist nicht signifikant (p = 0,29). Sowohl Überstimulationen (a), als auch pathologische CTG-Veränderungen (b) traten signifikant häufiger nach Misodel® (a: 17/79 = 21,5% und b: 44/79 = 55,7%) im Vergleich zu Cytotec® (a: 1/66 = 1,5% und b: 19/66 = 29,8%) und Propess® (a: 2/24 = 8,3% und b: 6/24 = 25%), auf (p = 0,001), wobei der Unterschied zwischen Cytotec und Propess separat nicht signifikant ist (p = 0,26 (a); p = 0,72 (b)). Es zeigten sich keine Unterschiede im kindlichen Outcome (Gewicht, Apgar 5< 5/art. pH-Werte < 7,10) zwischen beiden Misoprostolpräparaten, während Propess® (0%) eine signifikant geringere Anzahl von art. pH< 7,10 im Vergleich zu Misodel® (7,6%) zeigt (p = 0,01) und tendenziell auch zu Cytotec® (4,5%, p = 0,08) ohne Unterschiede der 5 min Apgar-Werte < 5.

Schlussfolgerung:

Das Misoprostol-Vaginalinsert ist hinsichtlich der Einleitungsdauer äquieffektiv zum oralen Misoprostol und effektiver als das Dinoproston-Vaginalinsert. Es treten signifikant häufiger Überstimulationen nach Misoprostol vaginal auf im Vergleich zu den anderen beiden Methoden. Die niedrigere Rate operativer Entbindungen und pathol. art. pH-Werte < 7,10 nach Dinoproston vaginal wird in einer Fortführung der Anwendungsbeobachtung an einem größeren Patientinnenkollektiv weiter objektiviert.