Psychiatr Prax 2015; 42(05): 238-239
DOI: 10.1055/s-0035-1552635
Debatte: Pro & Kontra
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychiatrische Intensivstationen – Kontra

Psychiatric Intensive Care Units – Contra
G. Juckel
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Präventivmedizin, Ruhr-Universität Bochum, LWL-Universitätsklinikum
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Publication Date:
23 June 2015 (online)

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Kontra

Unter „psychiatrischen Intensivstationen“ versteht man Stationen in einem psychiatrischen Krankenhaus oder einer psychiatrischen Klinik, die primär geschlossen, sprich mit geschlossener Eingangstür bzw. als geschlossene Aufnahmestation für hochakut psychisch kranke Menschen geführt werden. Daher werden – und das ist oft das Hauptargument für diese Stationen, vergleichbar mit der Somatik – dort neben einer besonders intensiven Pharmakotherapie insbesondere auch physikalische Maßnahmen der Akut- und Notfallpsychiatrie angewandt, nämlich Isolation, Fixierung und Zwangsmedikation. Vor der erneut aufkommenden Debatte der UN-Menschenrechtsbehindertenkonvention und ihre kritisierte Nichteinhaltung durch die Bundesrepublik Deutschland [1] sowie die in den letzten Jahren daraus folgenden psychiatriepolitischen bzw. juristischen Diskussionen im Hinblick auf die bekannten Bundesverfassungsgerichtsurteile zur Zwangsmedikation im Maßregelvollzug, die temporäre Nichtgenehmigungsfähigkeit derselbigen innerhalb bis zur Novellierung des Betreuungsgesetzes (BtG) sowie die in mehreren Bundesländern vorgenommenen bzw. noch in Planung befindlichen PsychKG-Novellierungen ist noch einmal neu das ohnehin fragwürdige „Fundament“ zur Argumentation für geschlossene psychiatrische Stationen bzw. Intensivstationen erschüttert worden.