Dialyse aktuell 2015; 19(4): 188
DOI: 10.1055/s-0035-1554092
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Therapeutische Apherese bei Erkrankungen mit modifiziertem Immunsystem

Volker Schettler
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Publication Date:
19 May 2015 (online)

Neben Japan ist Deutschland weltweit führend in der Anwendung der therapeutischen Apherese (TA). Ein entsprechendes Erfahrungspotenzial liegt sowohl in Kliniken als auch in den Praxen von Nephrologen vor. Allerdings konnte man auf dem Gebiet der Immunapherese mit der Entwicklung neuer immunsupprimierender und/oder -modulierender Substanzen einen Rückgang des Einsatzes der TA bei bestimmen Krankheitsentitäten in den vergangenen Jahren beobachten. Als ein Beispiel gilt die rheumatoide Arthritis: Auf diesem Gebiet sind die medikamentösen Entwicklungen so erfolgreich gewesen, dass ein breiterer Einsatz der TA nicht mehr notwendig war.

Der Erfolg neuer Medikamente bei anderen Erkrankungen blieb hinter den Erwartungen zurück, sodass es zu einer Kombination bestehend aus immunsupprimierender oder -modulierender Therapie mit der TA kam. Dies ist eine typische therapeutische Konstellation, bei der die TA solange zum Einsatz kommen muss, bis die medikamentöse Therapie ausreichend wirken kann. Dennoch liegen bislang bei diesen Erkrankungen keine einheitlichen Therapieprotokolle vor, die von den jeweiligen Fachgesellschaften entwickelt und vorgegeben werden müssten. Da die Apheresetherapie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Vielzahl der Immunerkrankungen erfordert, stellt dies auch eine Herausforderung in der therapeutischen Abstimmung dar. Ganz entscheidend für den Erfolg der Therapieregime ist der rechtzeitige Einsatz der TA. Ist die Endstrecke einer Erkrankung wie z. B. die Fibrose eines Organes schon erreicht, können Therapieansätze nur erfolglos bleiben.

Hilfreich für eine Auswertung des Behandlungserfolges bei bestimmten Erkrankungen wie z. B. der multiplen Sklerose wäre der Aufbau eines zentralen Aphereseregisters, der neben den Behandlungsdaten und -protokollen den klinischen Erfolg oder Misserfolg dokumentieren könnte. Auf dem Gebiet der Lipoproteinapherese ist dies mit der Einrichtung eines Deutschen Lipoproteinaphereseregisters (DLAR) gut gelungen.

Zu den folgenden Übersichtsarbeiten in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell liegen keine großen Studien mit hoher Evidenz (prospektiv, kontrolliert, randomisiert) vor, wie man sie von den pharmakologischen Studien her kennt. Die Ergebnisse sind dennoch so beeindruckend, dass zeitnah bei Misserfolg einer Basistherapie aus o. g. Gründen an die TA gedacht werden muss. Wünschenswert wäre, dass die hier beschriebenen Verfahren nicht nur im stationären Bereich zum Einsatz kommen, sondern auch als Regelleistung der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) im ambulanten Bereich durch Beschlüsse des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) erstattungsfähig werden. Somit wäre insgesamt bei diesen Behandlungen eine Kostenersparnis zu erwarten.