Suchttherapie 2015; 16 - S_08_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557527

„High utilizer“ in der Suchtpsychiatrie – Häufigkeit und Verlauf

H Fleischmann 1
  • 1Bezirksklinikum Wöllershof

Einleitung: Der klinische Alltag in der Suchtpsychiatrie wird durch den Vollversorgungsauftrag bestimmt. Selektionen sind nicht möglich. Eine erhebliche Tendenz zur Chronifizierung mit einer hohen Rate an wiederholten Behandlungen ist für die Versorgungsplanung z.B. auch im Hinblick auf die Einführung eines neuen Entgeltsystems (PEPP) bedeutsam.

Methoden: Mittels einer vergleichenden Beobachtungsstudie (retrospektiver Intra-Kohortenvergleich) über einen Zeitraum von 7 Jahren wurde die Häufigkeit und Dynamik der Inanspruchnahme von stationären Interventionen (Vollerhebung über alle Krankenkassen und Rentenversicherungsträger mit der Hauptdiagnose F10.2 der ICD-10) untersucht.

Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum 2002 – 2008 wurden 6042 Behandlungsepisoden (BE) für Patienten der Diagnosegruppe F10.2 (75% männlich, Alter 44,5+10 Jahre) durchgeführt. 3324 BE (55%) waren Wiederholungsbehandlungen, im Schnitt 2,2 bei einem Range von 2 – 50 BE. 1531 Patienten (56%) waren nur einmal in Behandlung. Die Wiederholungsbehandlungen wurden von 1187 Patienten (44%) verursacht. Im Schnitt waren 1,8 BE/Patient zu beobachten. 2,5% der Patienten weisen eine Anzahl von 21 – 50 BE auf, fast ausschließlich Akut-Patienten.

Diskussion: Eine eher kleine Hochrisikogruppe mit einem rezidivierenden hochfrequenten Behandlungsbedarf verursacht den klinischen Eindruck der „Vergeblichkeit“ von Behandlung. Diese Gruppe kann das therapeutische Milieu dominieren, wenn nicht institutionell und bzgl. der Therapieprozesse differenziert werden kann. Aus klinischer Sicht sind insbesondere verstärkt Behandlungskonzepte erforderlich, die auf die Chronifizierung des Krankheitsverlaufes fokussieren.