Suchttherapie 2015; 16 - S_09_01
DOI: 10.1055/s-0035-1557530

Alkoholkonsum bei lernbehinderten Kindern und Jugendlichen – Eine matched-pair Studie

O Reis 1, B Wetzel 1, F Häßler 1
  • 1Universitätsmedizin Rostock, Deutschland

Einleitung: Kinder und Jugendliche mit Lernbehinderung (LB) haben ein höheres Risiko psychisch zu erkranken, bezüglich ihres Alkoholgebrauchs jedoch ist die Studienlage inkonsistent. In einigen Studien wird LB als Risiko für erhöhten Konsum angegeben, in anderen als protektiver Faktor für verringerten Konsum. Die Inkonsistenz der Studienlage wird oft mit unzureichender Kontrolle von Randfaktoren, etwa den Konsumgewohnheiten in der Familie, erklärt. Diese Studie kontrolliert andere Risiken für Alkoholgebrauch im Rahmen eines matched-pair Designs an einer größeren Stichprobe und unternimmt es, den Einfluss der LB zu isolieren.

Methoden: 329 SchülerInnen aus Förderschulen wurden mit 329 SchülerInnen aus Regelschulen hinsichtlich der Merkmale: Geschlecht, Alter, Familienzusammensetzung und Trinkgewohnheiten in der Herkunftsfamilie gematcht und für ihren selbstberichteten Alkoholkonsum verglichen.

Ergebnisse: Lernbehinderung wirkte eher als protektiver Faktor. Diese Kinder und Jugendlichen geben im Durchschnitt an, weniger zu trinken. Dieser Effekt geht jedoch vor allem auf den höheren Anteil abstinenter SchülerInnen zurück. Alkoholkonsumierende Jungen mit LB jedoch haben das höchste Risiko für riskantes Trinken und dessen Konsequenzen. Konsumbejahende Motive werden eher von Kindern ohne LB geäußert, die sich hierin von den abstinenten Kindern mit LB unterscheiden.

Diskussion: Die Konsumgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen mit LB scheinen sich nach einem „Alles-oder-nichts“ Prinzip zu organisieren. Sobald Jungen aus Förderschulen beginnen regelmäßig Alkohol zu trinken, berichten sie über größere konsumassoziierte Risiken, ohne dass sich ihre Motivlage von der von RegelschülerInnen unterscheiden würde.