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DOI: 10.1055/s-0035-1557532
Hängen Symptome von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung mit einer Steigerung des Substanzkonsum zusammen? Eine prospektive Kohortenstudie junger Schweizer Männer
Einleitung: Während eine Reihe von Studien zeigen konnte, dass Personen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eine relativ hohe Prävalenz von Störungen durch Substanzkonsum aufweisen, wurden kaum prospektive Längsschnittstudien über den Verlauf von Substanzkonsummustern durchgeführt. Diese Kohortenstudie untersucht den prädiktiven Wert von ADHS Symptomen für den Verlauf von Substanzkonsum in einer repräsentativen Stichprobe junger Schweizer Männer.
Methoden: In der „Cohort Study on Substance Use Risk Factors“ (C-SURF) wurden 5103 Männer im Alter von 20 Jahren mit dem Screening Instrument „ADHS Self-Report Scale“ (ASRS-v1.1) zu ADHS Symptomen sowie mit verschiedenen Fragebögen zu Substanzkonsum befragt (Baseline) und 15 Monate später nachuntersucht (Nachbefragung). Verglichen wurden Männer, deren Screening positiv für ADHS ausfiel (ADHS+), mit Männern mit negativem ADHS Screening (ADHS-) einerseits zum Zeitpunkt der Baseline in Bezug auf den Suchtmittelkonsum und andererseits in Bezug auf dessen Veränderungen in der Nachbefragung.
Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Baseline wiesen die 215 (4,2%) Männer der ADHD+ Gruppe eine beträchtlich höhere Prävalenz und Frequenz von Substanzkonsum bzw. von Störungen durch Alkohol, Nikotin und Cannabis auf als die 4880 Männer der ADHS- Gruppe. Von Baseline zur Nachbefragung blieb in beiden Gruppen der Alkohol-, Nikotin- und Cannabiskonsum konstant. Jedoch begann die ADHS+ Gruppe signifikant häufiger mit dem Konsum von Drogen wie z.B. Amphetaminen, Speed, Ecstasy, halluzinogenen Pilzen und Kokain sowie mit dem Konsum von nicht ärztlich verschriebenen Medikamenten wie Stimulanzien und Beruhigungsmitteln.
Diskussion: Junge Männer mit ADHS Symptome wiesen nicht nur zu beiden Messzeitpunkten einen schwereren Suchtmittelkonsum im Vergleich zur ADHS- Gruppe auf, sondern verfügten im Verlauf von 15 Monaten auch über ein höheres Risiko mit dem Konsum von Drogen und nicht verschriebenen Medikamenten zu beginnen. Aus Präventionsperspektive könnte bei jungen Männern das Erkennen und Behandeln von ADHS Symptomen relevant sein, im Sinne einer Frühprävention zur Verringerung des Risikos von Drogen- und Medikamentenkonsum.