Suchttherapie 2015; 16 - S_13_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557546

Umgang mit Rauchen in psychiatrischen Akutkliniken – eine Bestandsaufnahme

A Linhardt 1, R Haider 2, C Kröger 3, C Rustler 4, S Traudt 1, M Düerkop 1, M Miros 1, A Kiss 1, T Rüther 1
  • 1Spezialambulanz für Tabakabhängigkeit der Psychiatrischen Klinik
  • 2Kath. Stiftungsfachhochschule München
  • 3IFT Gesundheitsförderung München
  • 4Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser DNRfK e.V.

Einleitung: Bei Patienten mit psychiatrischer Komorbidität ist die Prävalenz des Rauchens im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das 2 – 4 fache erhöht. Folgen der erhöhten Rauchprävalenz sind eine Übersterblichkeit (> 10 Jahre), sowie vermehrtes Auftreten tabakassoziierter Erkrankungen. Patienten in akutpsychiatrischer Behandlung verändern ihr Rauchverhalten und steigern die Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten. Somit sind psychiatrische Kliniken gefordert, das Rauchverhalten in Richtung Abstinenz positiv zu beeinflussen. Einen wesentlichen Beitrag hierzu können Maßnahmen der Tabakkontrolle (z.B. rauchfreie Umgebung) und Angebote zur Tabakentwöhnung leisten. Mit unserer Studie versuchten wir einen Überblick zum Umgang mit dem Thema Rauchen in Kliniken der akutpsychiatrischen Versorgung in Deutschland zu bekommen. Insbesondere von Interesse waren hierbei Maßnahmen zur Tabakkontrolle und Entwöhnungsangebote für Patienten und Mitarbeiter.

Methoden: Von September 2014 bis November 2014 wurde in Kooperation mit dem IFT Gesundheitsförderung München, dem Deutschen Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen DNRfK e.V. und der Kath. Stiftungsfachhochschule München ein Fragebogen konstruiert, welcher via E-Mail mit einem online Umfrage-Programm (Lime-Survey) durchgeführt wurde. Der Fragebogen berücksichtigte u.a. Themenbereiche wie allgemeine Regelungen zum Rauchen in den Kliniken, Behandlung der Tabakabhängigkeit. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgte als Vollerhebung mittels einer systematischen Recherche und Datenbankaufbau über das deutsche Krankenhaus Adressbuch 2013. Es wurden Klinikdirektoren und -leiter mittels E-Mail zur online Umfrage eingeladen.

Ergebnisse: Die Studie befindet sich in der Auswertung, weshalb wir aktuell nur exemplarische Ergebnisse aufgreifen können. Die endgültigen Ergebnisse werden auf dem Kongress präsentiert. Es wurden per E-Mail insgesamt 289 deutsche psychiatrische Kliniken der Akutversorgung angeschrieben. Rücklauf: 59 Kliniken (20%). 81% beantworteten die Frage nach verbindlichen Regelungen zum Rauchen in der Klinik mit „Ja“. In den Kliniken gibt es zwischen den einzelnen Stationen Unterschiede hinsichtlich der Regelungen zum Rauchen. Ein absolutes Rauchverbot auf der Station gilt für 44,1% der Stationen ohne Ausgangseinschränkung und 5,1% der Stationen mit Einschränkungen des Ausgangs. Tabakentwöhnung für Patienten wird angeboten. Medikamentöse Behandlung der Tabakabhängigkeit ist in 55,9% verfügbar auf Stationen ohne Ausgangseinschränkung. Verfügbar sind Nikotinpflaster (52,5%), Nikotinkaugummi (17,0%) sowie Medikamente Bupropion (20,3%) und Vareniclin (20,3%). Auf Stationen mit Einschränkungen des Ausgangs sind in 57,6% Medikamente verfügbar, nämlich Nikotinpflaster (50,9%) Nikotinkaugummi (18,6%), Bupropion (22,0%) und Vareniclin (20,3%). In 32,2% der Fälle boten die Kliniken ihren rauchenden Patienten weitere therapeutische Maßnahmen an. In 20,3% der Fälle wurden Informationsveranstaltungen, Einzelberatungen und individuelle Raucherberatung angeboten. Gruppenprogramme wurden zu 13,6% angeboten.

Diskussion: Die Studie befindet sich aktuell in der Auswertung. Die endgültigen Ergebnisse und Diskussionspunkte werden auf dem Kongress präsentiert.