Suchttherapie 2015; 16 - S_14_01
DOI: 10.1055/s-0035-1557549

Zu viel oder zu wenig? – Probleme bei der Verordnung von Antidepressiva und Antipsychotika

B Müller-Oerlinghausen 1
  • 1Psychiatrische Klinik der Freien Universität Berlin

Einleitung: Bei der Verordnung von Neuroleptika (Antipsychotika) und besonders Antidepressiva lassen sich zunehmend häufiger Irrationalitäten, unbegründete Indikationsausweitungen, off-label use etc. beobachten. Zum Beispiel nehmen in den USA fast 5% der Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren ein Antidepressivum ein. In dem Vortrag geht es um die Frage, was für ein ärztliches Konzept hinter diesen Entwicklungen steht und welche Rolle dabei pharmazeutisches Marketing spielt.

Methoden: Wesentliche Grundlage sind u.a. die detaillierten Analysen der kassenärztlichen Verordnungen im jährlich erscheinenden „Arzneiverordnungsreport“. Gemeinsam mit anderen Quellen und pharmakologischen Bewertungsstandards lassen sich daraus das tatsächliche Nutzen-Risiko-Verhältnis, besonders bei der Langzeitmedikation, und Probleme des Absetzens einer solchen langfristigen Behandlung abschätzen.

Diskussion: Aktuelle Befunde und historische Vergleiche geben Anlass zum kritischen Nachdenken: bei den Antipsychotika ist es z.B. die zunehmende Verordnung bei Kindern, Jugendlichen und betagten wie hochbetagten Menschen, z.B. in Pflegeheimen. Gerade diese Befunde erhalten ihre Brisanz auf dem Hintergrund der in verschiedenen Studien gezeigten erhöhten Mortalität neuroleptisch behandelter Senioren.