Suchttherapie 2015; 16 - S_14_03
DOI: 10.1055/s-0035-1557551

Der Gebrauch von Benzodiazepinen und Z-Substanzen im Krankenhaus

V Weiß 1, S Heinemann 1, K Straube 2, W Himmel 1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen
  • 2Ev. Krankenhaus Weende

Einleitung: Benzodiazepine und Z-Substanzen werden im Krankenhaus oft zur Überbrückung einer Akutsituation (begleitet mit Einschlaf-/Durchschlafprobleme, Ängste) eingesetzt. Im Regelfall gibt es dafür eine ärztliche Verordnung; der konkrete Einsatz dieser Medikamente obliegt dann aber oft dem Pflegepersonal. Ziel dieser vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Studie ist es, die Einstellungen von Ärzten und Pflegepersonal zur Verordnung von Benzodiazepinen und Z-Substanzen im Krankenhaus und ihre Erfahrung mit der Verordnung zu untersuchen. Hieraus sollte sich erkennen lassen, welche Faktoren ausschlaggebend für die häufige Verwendung von Benzodiazepinen und Z-Substanzen sein könnten.

Methoden: Das pflegerische und ärztliche Personal eines Krankenhauses der Grund- und Regelversorgung wurde mit einem standardisierten Fragebogen zu folgenden Themen befragt: medikamentöse und nicht-medikamentöse Interventionen bei Schlafstörungen und Angst-, Anspannungs- oder Erregungszuständen, Wirksamkeit und unerwünschte Wirkungen der Medikamente, Nutzen-Schaden-Verhältnis. Die Auswertung erfolgte deskriptiv und mittels multipler logistischer Regression mit Odds Ratios (OR) und ihren 95%-Konfidenzintervallen (KI) als Effektgrößen.

Ergebnisse: Insgesamt 51% (63/126) des ärztlichen und 24% (68/282) des pflegerischen Personals nahmen an der Befragung teil. Das Pflegepersonal schätzte die Häufigkeit der Verwendung von Schlafmitteln deutlich höher ein als das ärztliche Personal. Folgende Faktoren waren mit der Angabe einer häufigeren Verwendung von Z-Substanzen assoziiert: Zugehörigkeit zum Pflegepersonal (OR 13,95; 95% KI: 3,87 – 50,28); Tätigkeit auf nicht operativen Abteilungen (OR 5,41; 95% KI: 2,00 – 14,61) und die Einschätzung, dass das Nutzen-Schaden-Verhältnis ausgeglichen ist (OR 3,96; 95% KI:1,18 – 13,32). Ähnlich, aber weniger ausgeprägt waren die Ergebnisse zur Verwendung von Benzodiazepinen.

Diskussion: Die deutlichen Diskrepanzen zwischen ärztlichem und pflegerischem Personal zur Einschätzung der Verwendung von Benzodiazepinen und Z-Substanzen signalisieren unterschiedliche Erfahrungen und Handlungszwänge während Akutsituationen im Krankenhaus. Zielgerichtete Interventionen zum rationaleren adäquateren Einsatz von Medikamenten im Krankenhaus sollten damit beginnen, die Gründe dieser Diskrepanzen zunächst mit allen Beteiligten in einer offenen Atmosphäre zu klären.