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DOI: 10.1055/s-0035-1557554
Subklinische Korrelate internetsüchtigen Verhaltens im Jugendalter
Einleitung: Insbesondere in der Adoleszenz ist eine intensive und teilweise exzessive Beschäftigung mit verschiedensten Internetangeboten ein häufig auftretendes Phänomen. Studien zeigen, dass ein exzessives Nutzungsverhalten zwar die Auftretenswahrscheinlichkeit einer suchtartigen Nutzung erhöht, gleichzeitig jedoch keine hinreichende Bestimmungsgröße für eine psychosoziale Funktionsbeeinträchtigung oder Symptombelastung darstellt (Dreier et al., 2013). Somit stellt sich die Frage nach Prädiktoren für ein suchtartiges Nutzungsverhalten. Vorerhebungen zu Persönlichkeitsmerkmalen haben ergeben, dass eine charakteristische Ausprägung einzelner Traits mit dem Auftreten psychischer Störungen, u.a. auch Internetsucht in Zusammenhang steht (Malouff et al., 2005; Müller et al., 2013).
Methoden: Anhand einer repräsentativen Stichprobe von N = 9294 Jugendlichen (12 – 19 Jahre) wurden Zusammenhänge zwischen den Faktoren Extraversion, Gewissenhaftigkeit (NEO-Fünf-Faktoren-Inventar; Costa & McCrae, 2009) und negativer Affektivität (Positive and Negative Affect Schedule; Watson et al., 1988) und suchtartiger Internetnutzung (Scale fort he Assessment of Internet and Computer game Addiction; Wölfling et al., 2015) geschlechts- und altersabhängig analysiert.
Ergebnisse: 2,6% der Jugendlichen erfüllten die Kriterien für eine Internetsucht (2,9% männliche, 2,3% weibliche Jugendliche). Die Ergebnisse einer Sequenz von multiplen linearen Regressionsanalysen (alter- und geschlechtsspezifisch) zur Vorhersage des Internetsucht-Status zeigten, dass die Faktoren (erhöhte) negative Affektivität und (verminderte) Gewissenhaftigkeit stabil mit Internetsucht assoziiert waren. Für den Faktor Extraversion erwies sich, dass dieser ausschließlich in jüngeren Altersgruppen weiblicher Jugendlicher positiv Internetsucht prädizierte.
Diskussion: Die Analysen liefern Hinweise auf eine differenzierte Betrachtung möglicher Risikofaktoren für Internetsucht in Abhängigkeit vom Alter und dem Geschlecht. Es werden potenzielle Implikationen auf bestehende Störungsmodelle der Internetsucht, sowie die Verwendung der Ergebnisse im Kontext therapeutischen Handelns diskutiert.