Suchttherapie 2015; 16 - S_15_03
DOI: 10.1055/s-0035-1557555

Querschnittbetrachtung der Flächenversorgung für die Bereiche Pathologisches Glücksspiel und Medienabhängigkeit in Rheinland-Pfalz anhand einer Matrix im Hinblick auf Präventionsmaßnahmen zu diesen Suchtformen

A Gohlke 1, M Beutel 1, M Dreier 1, K Müller 1, K Wölfling 1
  • 1Universitätsmedizin Mainz

Einleitung: Aus der Besonderheit des Landesprogramms in Rheinland-Pfalz (RLP) zur Beratung von Klienten mit den Störungsbildern Pathologisches Glücksspiel und Internetsucht durch 16 Fachberatungsstellen ergibt sich eine Datenlage zur Situation dieser Krankheitsbilder, die eine Gegenüberstellung im Querschnittsvergleich ermöglicht. Dafür wurden in RLP rund 570 Datensätze zu Glücksspielsucht und 170 Datensätze zu Internetsucht gesammelt.

Methoden: Anhand einer Matrix mit den Gruppen „Offline-Glücksspielsucht“, „Online-Glücksspielsucht“ und „Internetsucht“ werden soziodemographische, anamnestische und psychosoziale Daten aus RLP in Relation zueinander dargestellt. Soziodemographische Faktoren, die beleuchtet werden, sind: Alter, Geschlecht, Familienstand, Partnerbeziehung, Lebenssituation, Bildungsstand und Migrationshintergrund. Zu den anamnestischen Daten zählen: Onset-Alter, präferierte Applikation, Abstinenz und negative Folgen des Verhaltens. Als psychosoziale Faktoren wurden Komorbidität und stoffgebundene oder stoffungebundene Süchte erhoben. Hauptunterscheidungskriterium ist eine detaillierte Charakterisierung der Schuldensituation und Aufschlüsselung der Schuldenursachen.

Ergebnisse: Die Online-Glücksspieler sind signifikant jünger, eher männlichen Geschlechtes, alleinstehend, weisen einen höheren Bildungsgrad auf und haben im Vergleich zur zusammengefassten Gruppe der Glücksspielsüchtigen weniger häufig einen Migrationshintergrund. In Bezug auf das Kernkriterium Schulden weisen Medienabhängige deutlich geringere bis keine finanziellen Außenstände auf. Online- und Offlineglücksspielabhängige sind qua Nutzungsform signifikant häufiger mit Schulden belastet, was sich auch in ihrer höheren psychosozialen Belastung und assoziierten psychosozialen Problemen niederschlägt. Offlineglücksspielabhängige sind häufiger durch Privatkredite und Kreditschulden belastet, während Onlineglücksspieler eher durch Telekommunikationsschulden, Geldstrafen und Gerichtskosten auffällig werden.

Diskussion: Diese Charakterisierung zeigt neben den vielen Parallelen, die eine Suchtproblematik mit sich bringt auch einen deutlichen Unterschied zwischen den einzelnen substanzungebundenen Suchtarten. Die identifizierten Charakteristika sollten Eingang in die Entwicklung von adäquaten Präventionsmaßnahmen finden und somit die jeweiligen Vulnerabilitäten aber auch Beratungsbedürfnisse der einzelnen Nutzungsgruppen stärker berücksichtigen.