Suchttherapie 2015; 16 - S_20_03
DOI: 10.1055/s-0035-1557575

10 Jahre DNRfK und ENSH-Global Konzept zur Implementierung von Beratung und Tabakentwöhnung in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen

C Rustler 1
  • 1Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser DNRfK e.V.

Einleitung: Das Deutsche Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen und „rauchfrei plus“, zur Implementierung von Beratung und Tabakentwöhnung in Gesundheitseinrichtungen, wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit von 2005 bis 2010 gefördert. Das Konzept basiert auf dem Kodex und den Standards des ENSH-Global Network for Tobacco Free Health Care Service. Nach dem Kodex des ENSH-Global tragen Gesundheitseinrichtungen eine besondere Verantwortung bei der Reduzierung des Tabakkonsums in der Bevölkerung. Sie sind nicht nur zu wirksamem Gesundheitsschutz vor Tabakrauch verpflichtet, sondern vor allem dazu, Beratung und Tabakentwöhnung in allen Behandlungsprozessen zu etablieren (ENSH-Global 2010). Krankenhäuser sind zudem als Lehr- und Ausbildungsstätten für Gesundheitsberufe ein prägendes Umfeld für das professionelle Verhalten der MitarbeiterInnen. Die umfassende Implementierung der ENSH-Standards ist daher eine nachhaltig wirksame Maßnahme zur Unterstützung des nationalen Gesundheitsziels „Tabakkonsum reduzieren“ und das in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung formulierte Präventionsziel zur Reduzierung des Tabakkonsums in der Bevölkerung.

Methoden: Als wesentliche Erfolgsfaktoren für die Implementierung der verhaltens- und verhältnisorientierten ENSH-Standards haben sich gezeigt:

  • Das Engagement der Klinikleitung und aller Führungskräfte und die Integration der Umsetzung in das zentrale Qualitätsmanagement,

  • Zuständige für die Umsetzung zu benennen und notwendige Ressourcen zur Verfügung stellen,

  • Partizipation in der Implementierung, d.h. Analyse und Planung der Umsetzung mit den Beteiligten durchführen,

  • Qualifizierung: Alle Angehörige von Gesundheitsberufen sollten eine Kurzintervention durchführen können,

  • Raucherberatung und Angebot der Tabakentwöhnung: Rauchen als Behandlungsgrund,

  • Denormalisierung des Tabakkonsums im gesamten Klinikumfeld,

  • Regelmäßige Überprüfung durch eine Selbsteinschätzung nach den ENSH-Standards und Anpassung der Ziele.

Das DNRfK bietet über die Koordinierung Unterstützung bei der Strategieentwicklung, Erfahrungsaustausch und Beratung, Qualifizierungsangebote, Arbeitskreise und Online-Angebote. Über ein Peer-Review Verfahren werden Beispiele „Guter Praxis“ identifiziert und Zertifizierungen auf Bronze und Silberlevel und Nominierungen für das ENSH Gold Forum ausgesprochen.

Ergebnisse: Zum Ende der Förderphase in 2011 konnten fast 10% der deutschen Kliniken über eine Mitgliedschaft im DNRfK erreicht werden. Die Evaluation der Modellprojekte belegt die konsequente Umsetzung und sehr gute Akzeptanz des internationalen Konzepts. Die Mitgliedschaft im DNRfK wird überwiegend als nützlich gesehen wird (Informationsgewinn: 86%; Image: 70%) (Mühlig, 2013). Die Anzahl der Mitglieder konnte jedoch in den letzten Jahren nicht gehalten werden (130 vs. 187). Die systematische Tabakentwöhnung wird auf dem Silber und Gold Level aktuell bei ca. 25% (vs. 17% in 2010) der Mitglieder angeboten. Eine flächendeckende Implementierung wird in erster Linie durch fehlende finanzielle und personelle Ressourcen in den Kliniken erschwert.

Diskussion: Erfahrungen und Ergebnisse aus der Implementierung und Konsequenzen für die Weiterentwicklung werden im Beitrag ausgeführt.